Superintendent Sauer: Kärnten bei Volksgruppen und Religionen „Modellregion für Europa“
Kleine-Zeitung-Interview zu Amtsantritt vor 20 Jahren
Klagenfurt (epdÖ) – Lob für das Klima der Offenheit und Verständigung in Kärnten hat der evangelisch-lutherische Superintendent Manfred Sauer (61) im Interview der „Kleinen Zeitung“ zu seinem 20-Jahr-Amtsjubiläum geäußert. Im Vergleich zur Situation 2002 habe sich „vieles positiv gewandelt“ in Gesellschaft und Ökumene. „Es gibt mehr Verständnis und Bereitschaft, aufeinander zuzugehen und voneinander zu lernen“, sagte der geistliche Leiter der mit 48.000 Mitgliedern zahlenmäßig zweitgrößten evangelischen Diözese Österreichs, die Kärnten und Osttirol umfasst. Kärnten sollte „selbstbewusster auftreten“ und könnte „im Zusammenleben der Volksgruppen und der Religionen eine Modellregion für Europa werden“.
Viel zur gegenwärtigen Lage beigetragen habe nach seinem Befinden die „ökumenische Achse“ zunächst mit dem römisch-katholischen Kärntner Bischof Alois Schwarz, dann seit 2020 mit dessen Nachfolger Josef Marketz. „Wir haben in Flüchtlingsfragen klare Haltungen. Von Diakonie und Caritas gibt es ein starkes Miteinander für Menschen in Not“, betonte Sauer. Die Ökumene habe auch das Ihre geleistet auf dem Weg zur Ortstafellösung, bei der am 26. April 2011 die historische Einigung auf zweisprachige Tafeln in 164 Südkärntner Ortschaften gelang und wenige Monate später im Nationalrat in den Verfassungsrang gehoben wurde. Vorbehalte gegenüber der Zweisprachigkeit gäbe es heute nur noch vereinzelt, erklärt Sauer.
Eröffnung des Diözesanmuseums und Reformationsjubiläum als Höhepunkte
Als Höhepunkte in den vergangenen beiden Jahrzehnten nennt er die Eröffnung des Diözesanmuseums in Fresach 2011 als Gedenkstätte für die Geschichte des Protestantismus, die Landesausstellung zum Reformationsjubiläum 2017, die mit dem Kärntner Menschenrechtspreis ausgezeichneten jährlichen Europäischen Toleranzgespräche in Fresach – und dass es gelungen sei, „zum ersten Mal einen hauptamtlichen Kirchenmusiker zu engagieren“. Immer sei seine Haltung gewesen, Menschen im Dialog zu überzeugen statt auf die Autorität seines Amtes zu setzen, wiewohl es auch Konflikte und Momente des Scheiterns gegeben habe. Gegenwind und Kirchenaustritte hätte ihm besonders sein klares Eintreten für die Coronaimpfung eingebracht, sagte der Superintendent.
Unerfüllt blieb der Vorsatz, auch die kleinen evangelischen Gemeinden in Kärnten und Osttirol mit Pfarrerinnen und Pfarrern zu besetzen. Personalmangel sei hier die Ursache, so Sauer. Derzeit sind in den 33 Gemeinden acht Pfarrstellen offen, was ein „Höchstwert“ sei, es gebe jedoch positive Aussichten ab Herbst. Sauer zeigt sich überzeugt, „dass neben all den positiven Effekten von Digitalisierung die Zukunft von Kirche von kleinen Gemeinden und persönlichem Umgang abhängt“, werde doch Kirche „in der unmittelbaren Begegnung am intensivsten erlebt“. Investitionen in Personal seien wichtig, um „Menschen vor Ort nahe zu sein und damit es gelingt, Vertrauen zu gewinnen“.