Diakonie: Noch immer hohe Hürden für Menschen mit Sprachbehinderungen

 
von Evangelischer Pressedienst

Rechtsanspruch auf Hilfsmittel bräuchte 0,01 Prozent des Gesundheitsbudgets

Wien/Linz (epdÖ) – Auf die finanziellen und behördlichen Hürden, denen Menschen mit Sprachbehinderungen ausgesetzt sind, hat die Diakonie aufmerksam gemacht. Weiterhin fehle ein Rechtsanspruch auf technische Hilfsmittel ebenso wie eine zentrale Anlaufstelle für Unterstützungen. Der entsprechende Hilfsmittelkatalog stamme zudem aus dem Jahr 1994 und sei damit technologisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit, unterstrich am Montag, 29. November, Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser bei einem virtuellen Pressetermin. Betroffen seien in Österreich rund 63.000 Menschen. In Deutschland, wo es einen Rechtsanspruch auf Kommunikationstechnologien gebe, schlage dieser mit 0,01 Prozent des Gesundheitsbudgets zu Buche. Umgerechnet auf Österreich wären das 4,42 Millionen Euro im Jahr. Dafür würden es Geräte wie ein sprachgesteuerter Computer oder eine Mundmaus ermöglichen, dass „sich Menschen ausdrücken, Kinder miteinander spielen, oder Erwachsene am Berufsleben teilhaben können“. Eine Mundmaus zur Computersteuerung kostet rund 2.100 Euro.

Die Forderung nach einem Rechtsanspruch wiederholt die Diakonie bereits seit zwölf Jahren. Immer wieder sei man in Gesprächen mit dem Gesundheits- und Sozialministerium vor einem positiven Abschluss gestanden, dann hätten die Ibiza-Affäre und die Coronakrise für Verzögerungen gesorgt. „Wir hoffen, dass der Sozial- und Gesundheitsminister bald Zeit dafür findet“, so Moser.

Verbund-CEO Strugl: „Vergeudung von Talent und Fähigkeiten“

Unterstützung bekommt die Diakonie vom Verbund. Der Energiekonzern hat einen Empowerment-Fund eingerichtet, der helfen soll, Versorgungslücken zu schließen und Beratung ermöglicht. Bei dem Medientermin betonte Verbund-CEO Michael Strugl: „Wir versuchen, dass unverschuldetes Schicksal nicht dazu führt, dass jemand vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen bleibt. Denn das wäre eine Vergeudung von Talent und Fähigkeiten.“

DJ Marusic: „In einem der reichsten Länder der Welt beschämend“

Aus Linz zugeschaltet war der DJ Mario Marusic, der seit 2009 durch einen Sturz querschnittsgelähmt ist. Mittels einer Mundmaus kann er seiner musikalischen Tätigkeit weiter nachgehen. Zudem arbeitet er als User Experience Researcher für LifeTool, einem Unternehmen der Diakonie, das assistierende Kommunikationstechnologien anbietet: „Ich kenne viele Leute, die dank eines Sprachcomputers arbeiten können, ich kenne aber auch viele, die darum kämpfen müssen. In einem der reichsten Länder der Welt ist das beschämend.“

Weitere Artikel

Nach Oben