Femizide: Wiener Superintendent Geist fordert Präventionsarbeit für Männer
Kirchliche Männerarbeit wird ausgebaut – „Gewalt wird nicht durch Schuldzuweisungen verhindert“
Wien (epdÖ) – Angesichts der zunehmenden Zahl an Femiziden hat der Wiener evangelische Superintendent Matthias Geist eine „geduldige und nachhaltige Präventionsarbeit“ für Männer eingefordert: „Gewalt wird nicht durch Schuldzuweisungen oder ein schnell geschnürtes Maßnahmenpaket verhindert. Nicht erst ein Mord oder eine schwere Körperverletzung dürfen uns aufschreien lassen.“
Präventionsarbeit sei gesamtgesellschaftlich und kirchlich in allen Altersschichten vonnöten, so Geist, der auf jahrzehntelange Erfahrung als Gefängnisseelsorger zurückblickt. Die Erkenntnisse aus dem Arbeitsbereich zeigten: „Gefährdete müssen früher auf ihre Muster und Verhaltensweisen hingewiesen werden und auch auf Ausnahmesituationen vorbereitet sein. Daher sollten sich Burschen schon im Kindes- und Jugendalter aktiv mit ihrer Rolle in Familie und Gesellschaft auseinandersetzen.“
Die Kirche und Verantwortliche in Bildung, Seelsorge und Diakonie dürften sich „nicht mit den tiefen Verletzungen, die in unserem Alltag geschehen, abgeben“. Daher werde die innerkirchliche Männer- und Burschenarbeit nun „bewusst ausgebaut“. Die im Frühjahr 2021 aufgenommene Männerarbeit in der Diözese Wien etwa werde sich ab Oktober gezielt dem Austausch über männliche Rollenbilder und persönliche Lebenserfahrungen widmen: „Jede männliche Schwachheit, die im Geschlechterkampf mit egoistischer Überheblichkeit überspielt wird, ist Ausdruck einer tiefen Unsicherheit.“