Mauerbau

 
von Evangelischer Pressedienst

Michael Chalupka über alte und neue Grenzen

Gestern jährte sich zum 60. Mal der Tag der Errichtung der Berliner Mauer. Der evangelische Bischof von Berlin Brandenburg, Christian Stäblein, erinnerte zum Jahrestag des Mauerbaus an Ida Siekmann, die beim Sprung aus dem Fenster ihrer Wohnung in der Bernauer Straße am 22. August 1961 schwer verunglückte und auf dem Weg ins Krankenhaus starb. Sie war das erste Todesopfer an der Berliner Mauer. Ida Siekmann wurde 58 Jahre alt.

„Ida Siekmann sprang aus dem Fenster ihres Hauses, das auf einmal an einer Grenze stand, die von Tag zu Tag undurchdringlicher wurde“, sagte Bischof Christian Stäblein. „Ihr Name steht für viele Schicksale und dennoch ist sie einzigartig, für diejenigen, die ihr begegnet sind, die sie geliebt oder auch mit ihr gestritten haben. Heute schließen sich wieder für viele Menschen Grenzen, sie werden an ihnen abgewiesen, ertrinken auf der Überfahrt im Ozean, verdursten auf langen Märschen über Landesgrenzen. Wir sollten nie aus dem Blick verlieren, welchen Einfluss der Mauerbau auf unser Leben, auf unsere Familien in Ost und West hatte – vielleicht macht uns diese Perspektive nachgiebiger hinsichtlich des Leids anderer Menschen, die unsere rettende Hand brauchen in größter Not.“

Die Weise, wie an Geschichte erinnert wird, ist immer auch eine Antwort auf die Herausforderungen der Gegenwart und weist in die Zukunft. Die Zukunft Europas liegt nicht im Errichten von Mauern.

Weitere Artikel

Nach Oben