In die Irre gegangen

 
von Evangelischer Pressedienst

Michael Chalupka über den schmerzlichen Prozess, sich der eigenen Geschichte zu stellen

Sich der eigenen Geschichte zu stellen, kann ein schmerzlicher Prozess sein. Die Evangelische Kirche, obwohl selbst in Österreich lange Zeit verfolgt, ist in der Zeit des Nationalsozialismus in die Irre gegangen. Am 6. Mai 1939 gründeten elf evangelische Landeskirchen, darunter auch die österreichische, in Eisenach in Thüringen das „Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“. Aufgabe dieses Instituts war es, die jüdischen Wurzeln des Christentums zu tilgen, alle positiven Hinweise auf das Volk Israel und das Judentum aus der Heiligen Schrift zu entfernen.

„Im Namen so genannter theologisch-völkischer ‚Wissenschaft‘ verfälschten die Mitarbeiter des Instituts dazu Wort und Sinn des Evangeliums, schürten den Hass gegen das Judentum und betrieben den Ausschluss von Christinnen und Christen jüdischer Herkunft aus der evangelischen Kirche. Sie trugen mit ihrer Arbeit dazu bei, die Verfolgung und millionenfache Ermordung jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger zu rechtfertigen“, so lautet die Inschrift des Mahnmals, das die einstmals beteiligten Kirchen 2019 errichten ließen – als Bekenntnis ihrer Schuld und zur Erinnerung an die Opfer von Antijudaismus und Antisemitismus. Dieser Tage bin ich vor dem Mahnmal gestanden und habe das Vaterunser gebetet.  Bei den Worten „vergib uns unsere Schuld“ bin ich verstummt.

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