Chalupka: Bisher vergebliche Gesprächsversuche zum Karfreitag

 
von Evangelischer Pressedienst

Netz der Pfarrgemeinden hat sich in Krise bewährt

Graz (epdÖ) – Eine offene Wunde stellt für die evangelische Kirche weiterhin die Feiertagsregelung zum Karfreitag dar, der seit 2019 kein regulärer Feiertag mehr ist, sondern als „persönlicher Feiertag“ wie ein Urlaubstag genommen werden muss. Das hat Bischof Michael Chalupka in einem Interview mit der Kleinen Zeitung (13. Juni) betont. Man versuche weiterhin, mit der Regierung diesbezüglich ins Gespräch zu kommen, so Chalupka; allerdings bislang vergeblich. „Dass der Bundeskanzler für ein Gespräch darüber bislang keine Zeit gefunden hat, bedauern wir sehr. Außerdem erinnert der Karfreitag ja uns alle an die Brüchigkeit des Lebens, die Corona-Pandemie war ja für uns als Gesellschaft ein Karfreitagsmoment.“

Das Wichtigste am neu gestarteten Entwicklungsprozess „Aus dem Evangelium leben“ sei, „dass wir nicht ins Jammern kommen über uns selber“, betont Chalupka. Man wolle sich die Frage stellen, wie man als Minderheitenkirche etwas zum Gesamten der Gesellschaft beitragen könne. Man wolle Neues versuchen, etwa „wegzukommen von der Zentrierung auf die Pfarrperson hin zu einem Team“. Wichtig sei, dass „die Bewegung von unten nach oben geht“.

Eine Krise ortet Chalupka im Verhältnis von Staat und Kirchen in Österreich. Bislang seien die Beziehungen zwischen den Religionsgemeinschaften und dem Staat „vorbildlich“ gewesen, „nun ist ein Kulturbruch passiert“. Symptome dieser Krise seien die Diskussion um die „Islam-Landkarte“, die Veröffentlichung der Chatprotokolle, die vom Versuch, die römisch-katholische Kirche unter Druck zu setzen, zeugten, sowie die „Karfreitagsfrage“, so Chalupka.

Im Blick auf die Diskussion um die „Islam-Landkarte“ bekräftigte der Bischof seine Kritik: „Aus meiner Sicht muss die Islamische Glaubensgemeinschaft mit einbezogen werden. Zudem vermischt die Landkarte derzeit religiöse Gemeinden und Vereine, denen man – zu Recht oder Unrecht – unterstellt, eine politische Agenda zu haben. Es ist wichtig zu unterscheiden, zwischen dem Islam als anerkannter Religion und Extremismus.“

Positiv bilanzierte Chalupka in dem Interview das Engagement und die Hilfsangebote der evangelischen Kirche während der Corona-Pandemie: Das Netz der Pfarrgemeinden habe sich auch in sozialer Hinsicht „bewährt“. Es sei viel an konkreter Hilfe in den Pfarrgemeinden geleistet worden. „Andererseits wurden wir Kirchen dafür kritisiert, zu gehorsam gegenüber den Maßnahmen der Regierung zu sein. Meiner Meinung nach zu Unrecht. Protestantismus heißt ja nicht, immer gegen alles zu rebellieren. Und bei Corona stand der Schutz der Menschen an oberster Stelle.“

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