Schützenhöfer: Religionsgemeinschaften zeigen Miteinander vor
Empfang des Landeshauptmanns für die evangelischen Synoden – „Karfreitag muss wieder auf Tagesordnung kommen“
Graz (epdÖ) – Das gute ökumenische Klima in der Steiermark prägte den Empfang in der Grazer Burg, zu dem der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer am Sonntagabend die Delegierten der evangelischen Generalsynode geladen hatte. „Ich freue mich, dass die evangelische Synode erstmals seit den 90er Jahren wieder in Graz tagt“, sagte Schützenhöfer vor den Synodalen am Sitz der steirischen Landesregierung. „In der Steiermark wird die Ökumene gelebt – die unterschiedlichen Religionsgemeinschaften zeigen das Miteinander vor, statt nebeneinander oder gar gegeneinander zu sein.“ Den Weg für diesen Umgang miteinander hätten der römisch-katholische steirische Diözesanbischof Johann Weber (im Amt von 1969 bis 2001) und der evangelisch-lutherische Bischof Dieter Knall (1983 bis 1995, davor als steirischer Superintendent) geebnet. „Dafür können wir ihnen auch heute noch dankbar sein“, betonte der Landeshauptmann.
Angesprochen wurde bei dem Empfang auch das Thema „Karfreitag“. „Ich bin tief überzeugt, dass der Karfreitag wieder auf die Tagesordnung kommen muss, denn da wurde den Evangelischen Unrecht getan“, erklärte Schützenhöfer.
Synodenpräsident Peter Krömer dankte Schützenhöfer für die Einladung in die Grazer Burg. Dem Landeshauptmann sprach er zudem seinen Dank für sein Engagement um den Karfreitag aus. „Uns Evangelischen tut nicht nur die Abschaffung des Feiertags weh, der für unsere Identität besondere Bedeutung hat, sondern auch die Art und Weise, wie rechtlich mit uns umgegangen wurde.“ Gleichzeitig dankte Krömer den Landeshauptmann für die guten Beziehungen zwischen den Kirchen und dem Land Steiermark.
Axmann: Kirchen leisten Beitrag zu Ausgleich und Versöhnung
Bereits zuvor hatte der höchste weltliche Vertreter der Evangelischen Kirche in der Steiermark, Superintendentialkurator Michael Axmann, vor der Synode an die wechselvolle Geschichte der Evangelischen in der Steiermark erinnert. 2017 – im Jahr des Jubiläums „500 Jahre Reformation“ – war im Hof des Landhauses ein Gedenkstein in Erinnerung an die Ereignisse der Gegenreformation verlegt worden. Damals hatte Landeshauptmann Schützenhöfer um Vergebung für das angetane Unrecht gebeten. Dadurch, so Axmann, „wurde eine historische Lücke geschlossen, die auch öffentlich wahrgenommen wurde“.
Im 16. Jahrhundert waren zwei Drittel der steirischen Bevölkerung evangelisch gewesen. Bewaffnete Truppen seien schließlich durchs Land gezogen, um die Steirerinnen und Steirer zur Rückkehr zum Römisch-katholischen Bekenntnis zu zwingen. „Heute wird in der Steiermark ein ausgesprochen gutes ökumenisches Verhältnis gepflegt, das von politischen Verantwortungsträgern von allen Seiten geschätzt und auch gefördert wird. Gerade vor dem historischen Hintergrund und weil sie daraus gelernt haben sind Kirchen und Religionsgemeinschaften besonders geeignet einen Beitrag zu Ausgleich und Versöhnung in der Gesellschaft zu leisten“, sagte Axmann. Heute werde in der Steiermark, so der Superintendentialkurator, der „gesellschaftspolitische Wert von Kirchen und Religionsgemeinschaften erkannt und genutzt“.
Von Freitag bis Samstag hatte in Graz bereits die evangelisch-lutherische Synode getagt. Am Sonntag, 6. Juni, begann die Generalsynode der Evangelischen Kirche A.u.H.B. mit lutherischen und reformierten Delegierten. Die Synoden sind das höchste gesetzgebende Organ der Evangelischen Kirchen. Das „Kirchenparlament“ tagt bis einschließlich Montag, 7. Juni.