Chalupka: „Der Wandel ist immer von kleinen Dingen ausgegangen“

Lange Nacht der Kirchen: Podiumsgespräch über Zukunft der Schöpfung Wien

 
von Evangelischer Pressedienst

Lange Nacht der Kirchen: Podiumsgespräch über Zukunft der Schöpfung

Wien (epdÖ) – Ein gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Wandel ist notwendig, um die Folgen der Klimakrise noch einzudämmen. So lautet das Fazit einer virtuellen Diskussionsrunde, die sich im Rahmen der Langen Nacht der Kirchen am Freitag, 28. Mai, den Aufgaben von Kirchen und Zivilgesellschaft in der Bewahrung der Schöpfung widmete. Bei dem vorab in der Wiener Gustav-Adolf-Kirche aufgezeichneten Gespräch machte sich der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka dafür stark, nicht von einem „Kampf“ gegen die Klimakatastrophe zu sprechen. Vielmehr sei das Bild des Wandels zu betonen: „Ich glaube, dass das Bild vom Kampf uns nicht weiterbringt, da es ein apokalyptisches Bild ist. Wenn wir aber vom Wandel reden, dann wissen wir, dass da Überraschendes passieren kann. Es gibt die Chance des Wandels durch die Vernunft und das Argument.“ Es sei die Rolle der Kirchen, in die apokalyptische Erzählung möglicher Szenarien von Dürren, Krieg und Flucht Hoffnungsmomente einzubringen. Zudem solle man nicht vor der scheinbaren Übermächtigkeit der Aufgabe zurückschrecken: „Der Wandel in unserer biblischen Geschichte ist immer von kleinen Dingen ausgegangen. Auch Jesus ist nicht in Rom, im Zentrum des Imperiums geboren, sondern an der Peripherie.“

Hipmair: „Es können große Sachen passieren“

In eine ähnliche Kerbe schlug Katrin Hipmair von der Klimaschutzbewegung „Fridays for Future“: „Man hat oft das Gefühl, dass man selbst nichts bewirken kann und keinen Einfluss hat. Aber dann muss man sich vor Augen führen: Wenn viele kleine Leute an vielen Orten etwas machen, können große Sachen passieren.“ Sie warnte eindringlich vor den möglichen Folgen einer weitere Erderwärmung: Es sei wissenschaftlich alles andere als klar, ob es noch gelingen könne, den Klimawandel aufzuhalten: „Man kann auch nicht sagen, was passiert, wenn Kriege um Wasser stattfinden. Oder wie viele Küstengebiete unbewohnbar werden.“

Helm: „Die Welt brennt“

„Die Welt brennt. Es brennt der Amazonasurwald. Es brennt die Tundra. Es brennt in Australien in immer bedrohlicheren Ausmaßen. Und warum? Wegen der Klimakatastrophe“; unterstrich Pater Franz Helm, Rektor des Missionshauses St. Gabriel der Steyler Missionare. Er sieht innerhalb der römisch-katholischen Kirche einen Kampf zwischen Kräften, die einen Wandel wollen, und konservativen Gruppen, die sich mit politisch Rechten und wirtschaftlich Mächtigen verbänden. „Ich habe den Eindruck, man kann in gewissen katholischen Kreisen das Wort ‚Solidarität‘ nicht mehr aussprechen, da man gleich das Label bekommt: ‚Der ist links.‘“ Gleichwohl sei ein Umdenken auch wirtschaftlich und politisch notwendig: „Wir müssen die ökologische Wende jetzt schaffen, sonst wird es viel zu teuer. Und wenn ich nicht auf die vielen Menschen hinhöre, die Veränderung wollen, dann werde ich nicht mehr gewählt werden und die Macht verlieren.“

Huber: „Verwandlung nur möglich, wenn wir mehr zu Menschen werden“

Lisa Huber, Leiterin des Begegnungszentrums „Quo Vadis“ der Ordensgemeinschaften in Wien, zeigte sich überzeugt, dass Veränderung nur gemeinschaftlich passieren könne. Als Kirche gelte es zum einen, in der allgemeinen Verunsicherung eine Botschaft der Hoffnung auszusprechen. Zum anderen ermögliche das Christentum „einen starken Blick darauf, dass wir Menschen gut sind, mitgestalten dürfen, anfangen können, Dinge anders zu tun. Das hat für mich mit Würde zu tun.“ Das sei der Kern für den Wandel: „Die Verwandlung ist nur möglich, wenn wir mehr zu Menschen werden, unserer Bestimmung folgen.“

Moderiert wurde die Diskussion von Journalist Wolfgang Machreich.

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