Weihnachten rettet
Maria Katharina über Weihnachten im Coronajahr
Wie können wir Weihnachten trotz Corona retten? Diese Frage hat den ganzen Advent hindurch viele umgetrieben – von Familien über Pfarrgemeinden bis hin zu politisch Verantwortlichen. Angst, Unsicherheit und Bedrohung durch das Virus verunmöglichen, dass wir in vier Tagen unbeschwert und wie gewohnt Weihnachten feiern.
Angst, Unsicherheit und Bedrohung herrschten auch vor 2000 Jahren. Das Weihnachtsevangelium erzählt davon. Es beschreibt die Welt, wie sie ist. Israel ist von den Römern beherrscht. Augustus ist Kaiser. Er erlässt ein Gebot. Eine Volkszählung soll durchgeführt werden. Das wirkt sich direkt auf das Leben zweiter einfacher Leute aus. Maria und Josef müssen sich auf den Weg machen von Nazareth ins rund 160 km entfernte Bethlehem, um sich zählen zu lassen – zu einem Zeitpunkt, zu dem sie nie freiwillig von Zuhause weggehen würden: Das junge Paar erwartet sein erstes Baby. Wer wollte da nicht zu Hause sein, in sicherer Umgebung? Sie machen sich also auf den beschwerlichen und gefährlichen Weg. Als sie ankommen, ist den Herbergen kein Platz für sie. In einem Stall finden sie Unterschlupf. In ärmlichen, erbärmlichen Verhältnissen wird das Baby geboren. Die Familie muss improvisieren. Eine Futterkrippe wird sein erstes Bettchen. In einer Welt, die ist, wie sie ist.
In dieser Welt, wie sie ist, wird die Weihnachtsbotschaft verkündet. Als erstes an Hirten. Wir haben heute ein romantisches Bild von Hirtenleben. Aber zur Zeit Jesu war Hirte-Sein alles andere als romantisch. Als Nomanden konnten in wasserarmen Gebieten den Reinigungsvorschriften nicht folgen und galten daher als Pöbel. Sie hatten keine Bürgerrechte. Ihr Leben war rau und geprägt von Unsicherheit und Bedrohung. Diesen Hirten sagt der Engel Gottes: Fürchtet Euch nicht! Euch ist heute der Heiland geboren! „Und das habt zum Zeichen“, sagt der Engel. „Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“ Etwas ganz Alltägliches – alle paar Sekunden kommt ein Baby zur Welt. Ein Neugeborenes – so klein, schwach und angewiesen auf andere – wird zum Zeichen von Hoffnung und Heil in der Welt, wie sie ist, geprägt von Angst, Unsicherheit und Bedrohung.
Diese Botschaft gilt auch heuer. An unserem ersten Corona-Weihnachten. Wir müssen Weihnachten nicht retten in Zeiten von Corona. Weihnachten rettet uns.