Ein Blick nach "nebenan" - Gedanken zum 2. Advent
Für Sie - ein spiritueller Impuls zum Lesen von Superintendent Matthias Geist
HINFÜHRUNG
Nebenan und noch nicht
Nebenan ist ein Fenster, das noch nicht geöffnet ist.
Nebenan ist ein Buch, das noch nicht geschrieben ist.
Nebenan ist ein Lied, das noch nicht gesungen ist.
Nebenan ist die Hand, der ich meine noch nicht gereicht habe.
Nebenan ist das Gesicht,
das ich noch nicht zärtlich berührt habe.
Nebenan ist ein Leben, das mir noch nicht vertraut ist.
Nebenan ist ein Geschenk,
das mich neu entdecken und erfüllen wird.
jedes Mal aufs Neue!
VERS zum Sonntag
So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. Jakobus 5,7
Ein Leben ohne Hagebutten und selbst gemachte Marmelade möchte ich mir nicht vorstellen müssen. Nicht nur Aussehen und Geschmack sind es. Auch nicht die spitzen Dornen, die mich beim Pflücken stechen und kratzen, aber an mein mühseliges Ernten erinnern. Es ist die wunderbare Eigenschaft, dass sie am besten schmecken und zu verarbeiten sind, wenn der erste Frost im späten Herbst übers Land gezogen ist. Darauf muss ich jedes Jahr warten. Geduldig sein. Nicht zu früh ernten. Die kostbare Frucht der Erde will uns saftige Ernte schmecken lassen, Frühregen und Spätregen haben ihre Zeit und lassen die Frucht zu dem werden, was sie sein kann.
Die kostbare Frucht des Lebens will uns schmecken lassen, worauf es wirklich ankommt und hinausläuft. Auf das Willkommensein in der Schöpfung. Auf die Ernte der Gnade Gottes. Das Kommen Gottes in diesen Zeiten will in mir diesen Geschmack neu wecken. Das Wasser schon im Mund zusammenlaufen lassen. Ausharren ist nie einfach, wenn ich nicht weiß, worauf ich geduldig Ausschau halten soll. Und Überraschungen abzuwarten, ist nicht eines/r jeden Sache. Aber die Verheißung an uns ist es, je und je geliebt zu sein und dieses an uns spüren zu dürfen und anderen zusagen zu können. Von Herzen, wie Gott als Schöpfer und Vollender uns dies zusagt. Jedes Jahr warte ich auf der Donauinsel auf gut gereifte, späte Hagebutten mit Frosterfahrung.
GEBET und ANREGUNG
Mein Lob auf Dich als Schöpfer beginnt …
… beim Wasser, das mir Leben ermöglicht, bei der Frucht, die mir Geschmack bietet, bei dem Haustier, das mich begleitet und führt mich zu Menschen nebenan, zu mir und zurück zu Dir.
Mein Dank an Dich als Befreier beginnt …
… bei der Zeit, in der ich wachsen und mich entfalten, Fehler machen und Versöhnung erfahren darf.
Meine Bitte an Dich als Vollender beginnt …
… bei all dem, worauf ich warte, und führt zu dem, was auf mich wartet.
So sei bei uns, Deinen Brüdern und Schwestern nebenan, bis zum Kommen Deiner Herrlichkeit. Amen.