Zwischen Unruhe und Ruhe - Gedanken zum 1. Advent
Für Sie - ein spiritueller Impuls zum Lesen von Superintendent Matthias Geist
HINFÜHRUNG
Bewegung von der anderen Seite
Unruhe lebt oft in mir. Was sein wird? Lebensmomente, die mich stolpern lassen.Gedanken überrollen mich, überstürzen sich.
Nun aber liegt Ruhe vor mir und kehrt ein. Die zu-kommende Zu-kunft zieht mich zu sich. Ein Zeitfenster tut sich auf, wird neu gefüllt.
Ein Esel trägt Frieden und Gerechtigkeit. Alle Zukunft liegt auf seinen Schultern. Auch der Menschensohn reitet zuletzt auf dem Esel.
VERS zum Sonntag
Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin. (Sacharja 9,9)
Eine kleine, ja kleinste Regung im Leben kann zu viel sein. Oder auch zu wenig. Die liebevolle, weiche Seite mag mich erreicht haben – in Familie, in Freundschaft, Beziehung. Oder sie mag mir gefehlt haben. Vielleicht hat sie mir sogar durch Schläge hart zugesetzt. Vielleicht in verächtlichen Worten oder vermeintlicher Nähe, deren Entzug so weh tut. In der Zuwendung Gottes erfahren wir, dass die Liebe uneigennützig ist und bleibt. Nicht zum Zweck eigener Bestätigung ist Gott gerecht und zugänglich. Vielmehr umstrahlt mich seine Ruhe, die nichts will von mir, sondern da ist. Arm und ohne Anspruch, aber da. Einfach da. Aus dieser Friedfertigkeit, es einmal „gut sein zu lassen“ wächst in mir Neues. Dann erlebe ich mich selber als Gott-nah und wunderbar. Angenommen wie ich bin. Das Jauchzen im Herzen entstammt also der Freude, dass ich mit meinen zerbrechlichen oder zerbrochenen Seiten wirklich getragen werde. Dass jederzeit eine Zukunft auf mich wartet. Auch wenn sie mir in der Vergangenheit abgegangen ist. Und auch dann, wenn sie mir in der sanftesten Regung des Lebens neu bewusst wird. Diese Zukunft darf ich spüren und umarmen. Wie einen Esel, der den gerechtesten König trägt.
GEBET und ANREGUNG
Gott. Du kommst auf uns zu. Du bildest uns und wandelst uns zu Deiner Zukunft und zu einer anderen Gerechtigkeit. Wir finden zu Dir, weil Du immer in Sichtweite bleibst.
Und doch stellen wir unsere Sorge dazwischen – Du trägst sie.
Und doch bleibt manches auf der Strecke – Du nimmst auch das Verlorene auf Dich.
Und doch schiebt sich Schuld dazwischen – Du nimmst sie wahr und überwindest sie.
So bringe ich vor Dich, was mich betrifft:
- Eine Armut und Bedürftigkeit in mir und um mich spüre ich […].
- Eine Last beschwert mich oder eine Person, die mir nahe ist […].
- Eine (Un-)Gerechtigkeit in dieser Welt erreicht mich […].
Ich danke Dir für jede Fürsorge und Liebe zur Gerechtigkeit, die Du in Zeit und Ewigkeit schenkst.
So segne und behüte Gott diese Welt und auch mich –
- im Kommenden, im Bleibenden und im Gegenwärtigen. Amen.