Heutiges Gedenken der Novemberpogrome heuer ausschließlich online

Gottesdienst in Ruprechtskirche abgesagt – Online-Podiumsdisikussion – Einladung zu persönlichem Gedenken

 
von Martina Schomaker
"Mechaye Hametim" ist eine gemeinsame Initiative mehrerer Organisationen aus dem Umfeld der Kirchen. Foto: epd/Windisch
"Mechaye Hametim" ist eine gemeinsame Initiative mehrerer Organisationen aus dem Umfeld der Kirchen. Foto: epd/Windisch

Wien (epdÖ) – Die traditionelle Veranstaltungsreihe „Mechaye Hametim – Der die Toten auferweckt“ in Erinnerung an die Novemberpogrome von 1938 findet wegen des Terroranschlags in der Wiener Innenstadt und auf Grund des Corona-Lockdowns nur online statt. Der zentrale Gottesdienst in der Ruprechtskirche, direkt am Tatort, wurde wie viele andere Veranstaltungen abgesagt. „In großer Betroffenheit und Trauer gedenken wir der Opfer des Terroranschlags der vergangenen Nacht. Deren Angehörigen gilt unsere tiefe Verbundenheit“, hieß es am Dienstag, 3. November, in einer Stellungnahme der Organisatoren von Mechaye Hametim. In Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft, die in solchen Situationen stets besonders bedroht ist, lade man deshalb gerade jetzt zum Gedenken der Novemberpogrome 1938 ein, eben auf andere Weise.

  • Die Organisationen rufen nun für den 9. November zu einem persönlichen Gedenken auf.
  • Dazu gibt es am 9. November Hilfestellungen auf der Website des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Auf www.christenundjuden.org besteht u.a. die Möglichkeit, Worte des Gedenkens zu posten auf den Blog „Gedenken der Novemberpogrome 1938“.
  • Die Bevölkerung wird auch eingeladen, im Laufe des Tages in aller Stille Orte aufzusuchen, an denen es früher jüdisches Leben gab; also etwa Synagogen oder verschiedene Gedenkstätten.
  • Eine weitere Möglichkeit: Beim Mahnmal für die österreichischen jüdischen Opfer der Schoah am Judenplatz eine Kerze zu entzünden.

 

  • Das Podiumsgespräch „Trügerische Sicherheit: Sinn und Unsinn von Verschwörungstheorien“ mit der Philosophin Caroline Heinrich, dem Judaisten Armin Lange und Giulia Silberberger von „Der goldene Aluhut“ geht online über die Bühne:
    Was: Verschwörungstheorien legitimieren Vorurteile und spalten die Gesellschaft. Viele von ihnen arbeiten mit versteckten oder sogar offensichtlichen antisemitischen Motiven. Woher kommen diese und warum sind sie heute noch verbreitet? Wie überlisten Verschwörungstheorien unsere Urteilskraft? Mit welchen Mitteln lassen sie sich am besten entlarven? Über diese und weitere Fragen sprechen:
    Wann: 11. November 2020, ab 19:00
    Wo: Die Veranstaltung findet online über das Videokonferenzprogramm Zoom statt. Den Link erhalten Sie nach Ihrer Anmeldung unter office@ash-forum.at (www.evang-akademie.at).

 

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden im ganzen Deutschen Reich, also auch in Österreich, die Synagogen in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte und Wohnungen verwüstet. Allein in Wien wurden im Zuge des Terrors insgesamt 42 Synagogen und Bethäuser zerstört. 6.547 Wiener Juden kamen in Haft, knapp unter 4.000 davon wurden in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Die Nationalsozialisten gaben diesem Tag den euphemistischen Ausdruck „Reichskristallnacht“. Mit dem Novemberpogrom radikalisierten sie die Vertreibung und Enteignung der jüdischen Bevölkerung.

„Mechaye Hametim“ ist eine gemeinsame Initiative der römisch-katholischen Gemeinde St. Ruprecht in Wien, des Albert-Schweitzer-Haus – Forum der Zivilgesellschaft, der Evangelischen Akademie Wien, der Evangelischen Hochschulgemeinde Wien, des Katholischen Akademikerverbandes Wien, der Wochenzeitung „Die Furche“, der Katholischen Aktion Österreich, des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit und der Theologischen Kurse Wien.

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