Aufeinander schauen

 
von Evangelischer Pressedienst

Maria Katharina Moser über den gemeinsamen Weg durch die Krise

„Wenn wir bedenken, dass jetzt wahrscheinlich jeder von uns selber Zukunftsängste hat, also noch mehr als vor Corona – darf man da nicht auch egoistisch sein und nur an sich denken?“ fragt Peter. Wir sprechen über „Österreich hilft Österreich“, eine Aktion des ORF und der großen Hilfsorganisationen. Die Initiative macht aufmerksam auf die sozialen Folgen der Coronakrise: zunehmende Einsamkeit besonders von Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen, Arbeitslosigkeit, steigende Armut, drohende Wohnungslosigkeit, der Bildungsrückstand von Kindern aus benachteiligten Familien vergrößert sich. Immer mehr Menschen brauchen Hilfe. Auch Menschen, die sich bis dato nie an Hilfsorganisationen wenden mussten. Das stellen Caritas, Diakonie, Rotes Kreuz, Hilfswerk, Volkshilfe und Arbeitersamariterbund in ihrer täglichen Arbeit fest. Daher wollen sie ihre vielfältigen Unterstützungsangebote im Rahmen von „Österreich hilft Österreich“ ausbauen. Und bitten dafür um Spenden.

Ja, Corona betrifft jeden und jede auf die eine oder andere Weise. All zu viele leiden unter den Folgen der Krise und unter Zukunftsängsten. Nöte und Ängste werden jedoch immer größer, wenn wir alleine damit bleiben. Nöte und Ängste lassen sich am besten gemeinsam bekämpfen. Durch diese Krise kommen wir nur, wenn wir zusammenhalten. Mit einem Kreislauf des Gebens und Empfangens, in dem jede und jeder mal in der Rolle des Helfenden, mal in der Rolle des Hilfe Empfangenden sein kann.

„Gott beschenkt uns, damit wir im Rahmen unserer Möglichkeiten selber Schenkende werden können.“ So formuliert der evangelische Theologe Miroslav Volf eine zentrale christliche Lebenshaltung. Ja, die Möglichkeiten spielen eine Rolle beim Helfen. Aber jeder und jede kann etwas geben. Die Geschichte vom Scherflein der armen Witwe im Markus-Evangelium erzählt davon. Wie die Reichen, legt auch sie Geld in den Opferkasten. So viel sie eben geben kann. Das Geben ist in den christlichen Gemeinden nicht mehr den Königen und Beamten vorbehalten, die durch Wohltätigkeit ihre Macht zeigen. Auch die kleinen Leute können wohltätig sein – oder wie wir es heute ausdrücken: solidarisch. Es gehört zur Würde des Menschen, etwas geben zu können – zur Würde aller und jedes einzelnen Menschen. Und die christliche Urgemeinde zeigt uns: Die beste Art und Weise, an sich selber zu denken, ist, aufeinander zu schauen und sich gegenseitig zu unterstützen.

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