Mitbestimmen
Maria Katharina Moser über die Entscheidungen der Kinder
„Mama, du musst immer die Bestimmerin sein!“ protestiert die Tochter einer Freundin lautstark, wenn ihre Mutter etwas entscheidet, was ihr nicht recht ist. Und wenn sich ein anderes Kind durchsetzt, beschwert sie sich über die unfaire Bestimmerin. Mit dem Bestimmen ist das so eine Sache. Mitzubestimmen ist Kindern wichtig. Und es ist wichtig, dass Kinder mitbestimmen, damit sie Verantwortung übernehmen und Demokratie lernen. Aber wobei und wie sollen Kinder mitbestimmen? Warum das nicht Kinder selber fragen, denke ich mir und befrage meine Nichten.
„Man sollte die Kinder fragen, ob sie überhaupt wollen, weil vielleicht wollen sie gar nicht“, sagt M. (14 Jahre). „Und dass du das auch antworten kannst. Mit ziemlicher Sicherheit“, fügt P. (11) hinzu. Ich lerne: Kein Zwang zum Mitentscheiden. Und man muss die richtigen Fragen stellen: Kinder wollen erstens mitentscheiden bei Fragen, die sie in ihrem Alltag betreffen. Einen Großteil ihrer Zeit verbringen sie in der Schule, da wollen sie mitreden bei der Gestaltung des Schulalltags, etwa bei Terminen für Schularbeiten oder beim Unterrichtsstoff, denn „vielleicht gibt es Sachen, die wir wichtig finden, dass man lernen sollte, die Erwachsene nicht so finden“. Und zweitens sollen die Fragen, in denen Kinder mitentscheiden, ihrem Alter entsprechen – damit sie sie „mit ziemlicher Sicherheit“ beantworten können. Ein wichtiger Punkt. Immer wieder erlebe ich, dass Erwachsene übers Ziel hinausschießen und Kinder Entscheidungen treffen lassen, die sie überfordern. Aus Sicht der evangelischen Kirche ist etwa 14 ein adäquates Alter, um zu entscheiden, ob sie der Kirche angehören wollen – im Rahmen der Konfirmation, bei der Kinder sagen: Ich bestätige die Entscheidung meiner Eltern, die mich als Baby haben taufen lassen, und bekenne mich zum christlichen Glauben.
Aber wie genau geht Mitbestimmen, damit nicht am Ende jemand gegen unfaire Bestimmer protestiert? „Dass jeder einen Vorschlag macht und dann wird abgestimmt“, sagt C. (11). Und P. meint, man müsse gemeinsam überlegen und dann gemeinsam entscheiden. Und wenn wer nicht einverstanden ist? C.: „Dann muss man eine andere Lösung finden.“ Und P.: „Dann soll man sich auf was einigen, was allen ein bisschen passt. Vielleicht ist wer nicht ganz zufrieden, aber jeder soll ein bisschen zufrieden sein. Es soll niemand ganz dagegen sein.“