"Wir sind für euch da!"
Krankenhausseelsorge in Zeiten der Pandemie
Die evangelische Krankenhausseelsorge in Wien kümmert sich rund um die Uhr um Patientinnen und Patienten. Doch in Zeiten der Covid19-Pandemie ist vieles anders. Ein Interview mit Elke Kunert, Krankenhauspfarrerin in Wien.
EVANGELISCHES WIEN: In Zeiten der Pandemie gibt es umfangreiche Zugangssperren, auch für enge Angehörige. Gelten diese auch für Sie als Krankenhausseelsorgerin, Frau Kunert?
ELKE KUNERT: Die Regeln gelten für alle ehrenamtlichen Krankenhausseelsorger*innen. Die hauptamtlichen Krankenhausseelsorger*innen haben grundsätzlich Zugang zu den Krankenhäusern, allerdings nur mit ID-Karte und durch spezielle Eingänge und Schleusen. Auf die Stationen dürfen wir nur gehen, wenn wir zu Sterbenden oder Verstorbenen gerufen werden. Unser Verständnis von seelsorgerlicher Begleitung, spirituellen Angeboten, Gesprächsangeboten, wie wir es normalerweise praktizieren, können wir im Moment nicht wahrnehmen.
EVANGELISCHES WIEN: Wie geht die evangelische Krankenhausseelsorge damit um?
ELKE KUNERT: Wir haben unsere Arbeit umgestellt: Unsere Andachten, Ermutigungen und Gebete legen wir schriftlich zum Mitnehmen aus. Unsere Gespräche finden telefonisch statt. Im Krankenhaus Nord etwa haben wir zum Beispiel eine Rufbereitschaft eingerichtet und den Direktionen, Stationsleitungen und Pflegedienstleitungen unsere Telefonnummer weitergegeben sowie Email-Adressen, unter denen wir erreichbar sind. Denn auf Zuruf kommen wir natürlich zu den Patientinnen und Patienten, die uns dringend brauchen. Darüber hinaus halten wir Kontakt mit den Pflegedienst- und Stationsleitungen und den Direktionen. Wir stehen ja nicht nur den Patientinnen und Patienten zur Verfügung, sondern dem gesamten Krankenhauspersonal.
EVANGELISCHES WIEN: Wurden Sie während der Pandemie ins Krankenhaus gerufen?
ELKE KUNERT: Ja, ich wurde einmal zu einem sterbenden Menschen ins Krankenhaus gerufen und bin selbstverständlich gekommen. Wie alle anderen auch musste ich das Krankenhaus durch eine spezielle Schleuse betreten und eine Schutzmaske anziehen. Auch meine Körpertemperatur wurde gemessen. Eine ganz merkwürdige Situation.
EVANGELISCHES WIEN: Viele Angehörige machen sich große Sorgen um ihre Liebsten im Krankenhaus. Kann hier die Krankenhausseelsorge weiterhelfen?
ELKE KUNERT: Wir versuchen es zumindest. Wir sind für alle Angehörigen ansprechbar, per Mail, per Telefon oder auch im Freien vor dem Krankenhaus oder anderswo. Viele nutzen dieses Angebot auch. Das war schon vor der Krise so.
EVANGELISCHES WIEN: Für die Krankenhausseelsorge hat sich in den vergangenen Monaten auch durch die Datenschutzgrundverordnung einiges geändert. Was ist anders geworden?
ELKE KUNERT: Früher bekamen die Krankenhausseelsorgerinnen und -seelsorger eine Liste mit allen evangelischen Patientinnen und Patienten im Krankenhaus. Die konnten dann von den Teams besucht und gut betreut werden. Mittlerweile bekommen wir diese Angaben nicht mehr. Das erschwert unsere Arbeit ungemein. Wir sind darauf angewiesen, dass die Pfarrgemeinden, unsere katholischen Kolleginnen und Kollegen oder eben die Patient*innen selbst beziehungsweise deren Angehörige uns informieren: Da liegt eine evangelische Patientin und hätte gern Besuch.
Zur Information
So erreichen Sie die Krankenhausseelsorge (auch zuständig für Geriatriezentren):
Telefon: 0699/ 188 77 793 (Pfarrerin Kunert)
E-Mail: krankenhausseelsorgewien@evang.at
Website: www.evang-wien.at/khs