Nähe trotz Abstand
Michael Chalupka über die Verbundenheit im Gebet
Wo finden Menschen Trost, Zuspruch und Zuwendung außerhalb ihres gewohnten Alltags? Für viele ist dieser Ort der Gottesdienst, die Messe, das gemeinsame Gebet. Viele Menschen sind es gewohnt, sonntags in die Kirchen zu gehen. An einem ganz normalen Sonntag sind das weit über 600.000 Menschen in Österreich – das sind fast zehn Mal mehr Menschen als an einem Bundesliga-Wochenende in die Fußballstadien kommen.
Deshalb schmerzt es, wenn angesichts der Coronakrise Gottesdienste abgesagt werden. Es ist ein dramatischer Einschnitt in der 2000-jährigen Geschichte des Christentums. An allen Orten Österreichs ist zu allen Zeiten, auch in den schlimmsten Krisen, gebetet, gesungen und gedankt worden, gepredigt und das Abendmahl gefeiert. Es ist aber auch der richtige Schritt. Denn es geht um den Schutz der Schwächsten und Gefährdeten. Das Leben ist uns von Gott geschenkt.
Doch die Kirchen sperren nicht zu. Sie bleiben offen für das Gebet, die Andacht und das seelsorgliche Gespräch. Pfarrgemeinden werden zu Gottesdiensten einladen, die sich online über digitale Medien an Mitfeiernde wenden. Christinnen und Christen wissen sich im Gebet weltweit verbunden über Grenzen hinweg, auch über die Grenzen, die durch diese Pandemie gesetzt werden. Menschen und ihrer Seele nahe zu sein und Gemeinschaft zu pflegen, auch wenn die Körper Abstand halten müssen – dazu wollen wir unseren Beitrag leisten.