Jesus und die Frauen

 
von Evangelischer Pressedienst

Julia Schnizlein über die verdrängte Apostelin Maria von Magdala

Sie war anders als andere Frauen. Extrovertiert. Ein bisschen verrückt vielleicht. Manchen war sie lästig, mit ihren Phantastereien. Sie wollte sich nicht in die Rollenbilder ihrer Zeit fügen, nicht die folgsame Hausfrau sein. Sie sehnte sich nach Bildung, nach Spiritualität und nach der Möglichkeit sich weiterzuentwickeln. Ihr Name war Maria von Magdala, besser bekannt als Maria Magdalena.

Sie hatte das Glück, jemandem zu begegnen, dem festgefahrene Rollenbilder grundsätzlich suspekt waren. Der nichts auf das Urteil der Gesellschaft gab und dessen Menschenbild nicht von Geschlecht, sozialem Status oder erbrachten Leistungen abhing: Jesus von Nazareth.

Maria Magdalena wurde seine Jüngerin. Jesus unterrichtete sie und sie begleitete ihn. Als wohlhabende Frau unterstützte sie ihn mit allen Mitteln. Sie war da, als Jesus starb. Sie stand am Kreuz, als alle männlichen Jünger aus Angst vor Sanktionen Reißaus genommen hatten. Sie ging zum Grab ihres Lehrers, um ihm die letzte Ehre zu erweisen und es war ihr egal, dass sie als Sympathisantin eines zum Tode verurteilten „Verbrechers“ ebenfalls in Gefahr war. Maria Magdalena war eine der wichtigsten Weggefährten Jesu. Und so war es nur konsequent, dass ausgerechnet sie es war, der sich der auferstandene Jesus als allererste zeigte. Ihr hat er aufgetragen, von seiner Auferstehung zu berichten. Sie war Apostelin und ihr Zeugnis ist eine der Wurzeln, auf die sich die christliche Religion bis heute beruft.

Dass Maria Magdalena heute eine eher untergeordnete Rolle spielt, verdankt sie Männern. Männern, die schon bald alles daran setzten, Frauen aus kirchlichen Leitungsrollen zu drängen. So behauptete Papst Gregor I. im 6. Jahrhundert, dass Maria Magdalena jene „Sünderin“ war, die Jesus einst die Füße salbte. Und weil eine weibliche Sünderin kaum etwas anderes sein konnte, als eine Prostituierte, wurde Maria von Magdala von der Heiligen zur Hure. Sexualisiert. Beschmutzt.

Viele Jahrhunderte blieb ihr Name befleckt. Erst 2016 versuchte Papst Franziskus eine Rehabilitation und hob sie in den offiziellen Rang der Apostelin.

Am heutigen Weltfrauentag denke ich an Maria Magdalena. Und ich wünsche mir, dass es nicht weitere 2000 Jahre braucht, bis wir das verstehen, was Jesus uns schon damals vorlebte: Dass das Geschlecht keine Rolle spielt.

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