Schönborn: Neue Qualität der Ökumene
Traditioneller ökumenischer Empfang des Kardinals in Wien
Wien (epdÖ) – Zum alljährlichen ökumenischen Empfang hat der Kardinal und Wiener Erzbischof Christoph Schönborn am Dienstag, 21. Jänner, Vertreter und Vertreterinnen von Kirchen in das Wiener Priesterseminar geladen. Dabei sprach der Kardinal von einer neuen „Qualität der Ökumene“ im Land. Das gemeinsame christliche Zeugnis trete gegenüber den Verschiedenheiten der einzelnen Kirchen immer stärker in den Vordergrund, so Schönborn.
Kardinal Schönborn erinnerte in seinen Worten u.a. an sein Ökumene-Verständnis, das er gleich nach seiner Ernennung zum Bischof 1991 in einem ORF-Interview erläutert hatte: Die Ökumene gleiche einem Rad mit vielen Speichen, die für die verschiedenen Kirchen stünden und dessen Mitte Jesus Christus sei. Von daher sei das Ziel der Ökumene klar: „Je näher wir Jesus Christus unserer Mitte sind, desto näher sind wir einander.“
Chalupka: Ökumenische Einheit bei Einsatz für Religionsfreiheit gefordert
Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka griff in seinen Ausführungen drei Punkte auf, wo das gemeinsame Engagement aller Kirchen bzw. Christen dringend notwendig sei: Zum einen der entschiedene Einsatz gegen die weltweite Christenverfolgung und der Einsatz für Religionsfreiheit. Chalupka kritisierte einmal mehr, dass die Behörden in Österreich oft nicht anerkennen würden, dass Menschen aus religiösen Gründen flüchten mussten. Genauso würde auch zum Christentum konvertierten Flüchtlingen oft vorgehalten, dass die Konversion nur aus opportunistischen Gründen erfolgt sei. Doch niemand außer den Kirchen selbst hätten das Recht, diese Beweggründe genau zu überprüfen „und wir stellen fest, wer zu uns gehört und sonst niemand“, so der Bischof wörtlich.
Chalupka rief zweitens auch zum gemeinsamen Einsatz für den freien Sonntag auf und ließ zugleich durchblicken, wie sehr der Verlust des Karfreitags die evangelischen Christen in ihrem Selbstwert verletzt habe. Drittens sei der gemeinsame Einsatz zur Bewahrung der Schöpfung unerlässlich, so Chalupka.
Rudolf Prokschi, der neue Vorsitzende des Ökumenischen Rates Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), nannte für seine anstehende Amtszeit als dringliches Vorhaben, dass die Ökumene in den einzelnen Kirchen mehr in die Breite gehen müsse. Dem fühle er sich etwa auch als Vorsitzender der Wiener Diözesankommission für ökumenische Fragen verpflichtet.
Reinhard Kummer, Vorsitzender des Rates der „Freikirchen in Österreich“ sowie Vorstandsvorsitzender der Mennonitischen Freikirche Österreich präsentierte beim Empfang ein Schriftstück, das wesentlich zur weiteren Vertiefung der Beziehungen zwischen den Freikirchen und den etablierten Kirchen im Land beitragen könnte. Zuvor hatte der Kardinal um Vergebung für die Verfolgung der Täufer durch Katholiken und Protestanten gebeten. Die Worte des Kardinals hätten die Freikirchen sehr bewegt, so Kummer. „Ja wir vergeben“, zitierte Kummer aus dem Brief, den er an Schönborn überreichte. Die Freikirchen seien sich zudem aber auch bewusst, dass man selbst immer wieder in der Begegnung mit anderen Kirchen eine Art „freikirchliche Arroganz“ an den Tag gelegt habe, für die man sich nun ebenfalls entschuldigen wolle. Alle Christen und Kirchen müssten sich gemeinsam den Herausforderungen der säkularen Gesellschaft stellen und gemeinsam das Evangelium verkünden, so Kummer.
Der Einladung des Wiener Erzbischofs waren zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen gefolgt, darunter der orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis, der syrisch-orthodoxe Chorepiskopos Emanuel Aydin oder der anglikanische Bischofsvikar Patrick Curran. Aus den evangelischen Kirchen waren u.a. die Oberkirchenrätinnen Ingrid Bachler und Gerhild Herrgesell, Synodenpräsident Peter Krömer, der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld, der methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs und der Wiener Superintendent Matthias Geist zugegen.