ÖRKÖ: Rudolf Prokschi zum neuen Vorsitzenden gewählt
Nachfolger von Thomas Hennefeld tritt Amt am 1. Jänner an
Nachfolger von Thomas Hennefeld tritt Amt am 1. Jänner an
Wien (epdÖ) – Der emeritierte römisch-katholische Theologieprofessor Rudolf Prokschi wird neuer Vorsitzender des Ökumenischen Rats der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ). Das hat der ÖRKÖ am 10. Oktober in einer Aussendung bekanntgegeben. Prokschi folgt damit auf den reformierten Landessuperintendenten Thomas Hennefeld, der gemeinsam mit dem rumänisch-orthodoxen Bischofsvikar Nicolae Dura stellvertretender Vorsitzender wird. Der neue ÖRKÖ-Vorstand tritt seine dreijährige Funktionsperiode am 1. Jänner 2020 an. Mit dem „Pro Oriente“-Vizepräsidenten Prokschi stellt zum ersten Mal seit 2005 wieder die römisch-katholische Kirche den Vorsitz im Ökumenischen Rat
Zum Schatzmeister wurde der anglikanische Kanonikus Patrick Curran gewählt, als sein Stellvertreter der koptisch-orthodoxe Priestermönch Lukas Daniel. Als Schriftführerin wurde die methodische Pastorin Esther Handschin bestätigt, als ihre Stellvertreterin die evangelisch-lutherische Oberkirchenrätin Ingrid Bachler.
Begriff „Ökumene“ nicht geschützt
Breiten Raum nahm in der Diskussion der Vollversammlung die Bemühung um eine Definition von Ökumene ein. Hintergrund war die zunehmende Zahl von als „ökumenisch“ bezeichneten Veranstaltungen, die auch in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurden, aber nichts mit dem ÖRKÖ zu tun haben. Landessuperintendent Hennefeld hielt fest, dass die Begriffe „Ökumene“ oder „ökumenisch“ nicht geschützt sind. Aber es sei wichtig, in der Öffentlichkeit klarzustellen, wofür die institutionelle Ökumene, speziell der ÖRKÖ, „mit einem bestimmten Profil steht und wofür nicht“.
In den letzten Jahren habe sich parallel zur historisch gewachsenen Ökumene unter dem Titel „Weg der Versöhnung“ auch ein Zusammenschluss von Leitern von Freikirchen, evangelikalen und Pfingst-Gemeinschaften entwickelt. Die klassische Ökumene habe keinen „Alleinvertretungsanspruch“, aber in diesem „Nebeneinander“ gebe es auch „Verwechslungen, Irritationen und Überschneidungen“. Manche Positionen – auch gesellschaftspolitischer Natur -, die von den freikirchlichen Gemeinschaften vertreten werden, seien „nicht unbedingt kompatibel mit denen des ÖRKÖ“.
Hennefeld unterstrich ausdrücklich, dass er für den Dialog mit den neuen Gruppierungen eintrete. Zugleich müsse aber auch in der Öffentlichkeit klar gemacht werden, wofür der ÖRKÖ steht und wofür nicht. In der Diskussion wurde vielfach betont, dass es darum gehe, den Begriff Ökumene „mit konkretem Inhalt zu füllen“.
Bei der Vollversammlung wurde auch ein intensives Gespräch mit dem stellvertretenden Kirchenpräsidenten der Neuapostolischen Kirche (NAK), Walter Hessler, geführt. Seit mehr als zehn Jahren bestehen Kontakte mit dieser Kirche, die in Österreich rund 5.000 Mitglieder zählt (weltweit rund neun Millionen). In einzelnen Bundesländern – etwa in der Steiermark – ist diese Kirche Vollmitglied der regionalen ökumenischen Plattform. Die Neuapostolische Kirche hat jetzt einen formellen Antrag auf Mitgliedschaft als Beobachterin im ÖRKÖ gestellt. Dieser Antrag muss jetzt ein Jahr lang von den Mitgliedskirchen des Ökumenischen Rates geprüft werden. Die Abstimmung über den Antrag der NAK wird bei der ÖRKÖ-Vollversammlung im Herbst 2020 erfolgen.
Prokschi: „Theologie im Dienst des Dialogs“
Der aus Asparn an der Zaya stammende Prokschi hatte von 2004 bis 2018 er an der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät Patrologie und Ostkirchenkunde gelehrt und die Fakultät in dieser Zeit u.a. als Vizedekan und als Vorstand des Instituts für Theologie und Geschichte des christlichen Ostens geprägt. Prokschi ist Vizepräsident der Stiftung „Pro Oriente“ und Obmann des Vereins „Pro Oriente – Gesellschaft zur wissenschaftlichen Erforschung der ökumenischen Beziehungen“, sowie Vorsitzender der Wiener Diözesankommission für ökumenische Fragen. Parallel zur wissenschaftlichen Tätigkeit war und ist Prokschi als Seelsorger und in der geistlichen Begleitung im Einsatz.