Danke

 
von Evangelischer Pressedienst
"Wer dankt, ist sich dessen bewusst, dass nicht alles selbstverständlich ist. Er sieht die Welt mit anderen Augen." Foto: pixabay
"Wer dankt, ist sich dessen bewusst, dass nicht alles selbstverständlich ist. Er sieht die Welt mit anderen Augen." Foto: pixabay

Julia Schnizlein über eine Grundhaltung, die das Leben reich macht

„Wie sagt man…?“ Meine Tochter ist zwar schon fünf, aber immer noch kommt es vor, dass ich sie daran erinnern muss, sich zu bedanken. „Danke“ – presst sie dann meist halbherzig zwischen den Zähnen hervor.

Es ist mir wichtig, dass sie lernt, Danke zu sagen, auch wenn es für sie momentan eher eine Höflichkeitsfloskel als tief empfundene Dankbarkeit ist. Es ist wichtig, weil Dankbarkeit eine der schönsten und wichtigsten Grundhaltungen dem Leben gegenüber ist. Sie hat Einfluss darauf, wie wir uns selbst und anderen begegnen und wie wir mit verschiedenen Situationen umgehen.

Wer dankt, ist sich dessen bewusst, dass nicht alles selbstverständlich ist. Er sieht die Welt mit anderen Augen. Sieht den großen Gott auch in der kleinen Herbstblume, dem reifen Apfel oder dem guten Glas Wein. Wer dankt, weiß, dass er immer wieder auf andere angewiesen ist und kann deren Bemühungen honorieren. „Dankbarkeit macht das Leben erst reich“, schrieb der Theologe Dietrich Bonhoeffer.

Wem hingegen nie ein Wort des Dankes über die Lippen kommt, hat Wertschätzung nicht gelernt. Vielleicht nicht einmal sich selbst gegenüber. Oft fühlen sich diese Menschen vom Leben benachteiligt und sehen die Bemühungen anderer nur als gerechten Ausgleich, nach dem Motto: Das steht mir zu!

„Seid dankbar in allen Dingen“, lesen wir beim Apostel Paulus. In manchen Situationen mag das zynisch klingen. Etwa dann, wenn das Schicksal so zugeschlagen hat, dass weit und breit kein Grund zum Dank zu finden ist. Wie bei Corrie Ten Boom. Die niederländische Christin wurde 1944 ins Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert, weil sie Juden versteckt hatte. Gemeinsam mit ihrer Schwester Betsie wurde sie in einer Baracke untergebracht, deren Gestank nicht zu ertragen und die mit Flöhen komplett verseucht war. Den beiden Schwestern war es gelungen eine Bibel in das Lager zu schmuggeln, wobei das Bibellesen bei Todesstrafe verboten war.

Abends hielten sie Bibelstunden mit anderen Häftlingen und lasen die Paulusworte: „Seid dankbar in allen Dingen“. Corrie sagte ärgerlich: „Niemals im Leben werde ich Gott für diese höllischen Flöhe danken“. Die nächtlichen Bibelstunden zogen immer mehr Frauen an. Sie gaben ihnen Mut und Überlebenswillen. Corrie wunderte sich, warum ihre Baracke niemals kontrolliert wurde und die Bibelstunden nicht entdeckt wurden. Als sie die Frauen darauf ansprach, antworteten sie: „Die Wärterinnen wollen sich keine Flöhe einfangen – daher kontrollieren sie die Baracke nicht.“ Da erinnerte sich Corrie an den Bibelvers und sagte: „Gott, ich danke dir für die Flöhe!“.

Ich glaube, dankbare Menschen finden immer einen Grund zum Staunen. Einen Grund zur Dankbarkeit, aus der wir unsere Lebenskraft ziehen können.

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