Gedenkfeier für Suizid-Verstorbene am 10. September

Leiterin der Telefonseelsorge, Matejka, zum "Welttag der Suizidprävention": Suizide können verhindert werden

 
von Martina Schomaker
Tobias Marboe (1989 -2018)
Tobias Marboe (1989 -2018)

(kathpress/23.8.19) Jener Menschen zu gedenken, denen das Leben schwer geworden ist, und sie nicht zu verurteilen - das ist das Anliegen einer Gedenkfeier in Wien für alle Menschen, die durch Suizid verstorben sind. Die Veranstaltung findet am 10. September um 16 Uhr in der Ruprechtskirche in Wien anlässlich des am selben Tag begangenen "Welttags der Suizidprävention". Man wolle mit der Gedenkfeier einer Stigmatisierung der Verstorbenen und dem "Totschweigen" entgegenwirken, unter denen auch die Hinterbliebenen litten, erklärte Marlies Matejka, Leite-rin der Telefonseelsorge Wien, gegenüber "Kathpress". Denn: "Niemand bringt sich gerne um, dahinter steht meist eine lange Leidensgeschichte."
Veranstaltet wird die Gedenkfeier von der Telefonseelsorge gemeinsam mit der Kontaktstelle Trauer der Caritas Wien. Im Zentrum stehen Gedanken an die Verstorbenen, dabei wer-den 222 Kerzen angezündet - eine Kerze für jeden im Jahr 2018 in Wien durch Suizid verstorbenen Menschen. Im Rahmen der Feier wird u.a. auch der österreichische Journalist Golli Marboe Gedanken über seinen zu Weihnachten 2018 an Suizid verstorbenen Sohn formulieren.
Ziel des "Welttag der Suizidprävention" sei es, das Bewusstsein dafür zu erhöhen, dass Suizide verhindert werden können, so Matejka. Obwohl Suizid ein komplexes und multifaktorielles Phänomen mit kulturellen Unterschieden ist, gebe es wirksame Maßnahmen zur Prävention. So könnten Angehörige suizidgefährdeter Personen ein Gespräch anbieten, zuhören und dazu ermutigen Hilfe anzunehmen. Oft gebe es die Möglichkeit zur medizinischen Hilfe, die von Betroffe-nen aus Scham lange nicht angenommen werden können, erzählte Matejka.
Hilfe erhalten Betroffene wie auch Angehörige bei den österreichweit neun Stellen der Telefonseelsorge, deren Mitarbeiter im Jahr 2018 insgesamt 136.214 Gespräche führten. Darunter wurden bei 1.579 Gesprächen Suizidgedanken bzw. Sorgen um Suizidgefährdete geäußert, berichtete Matejka. Die Erfahrung zeige, dass es für die Anrufer entlastend sei, über Gefühle und Probleme sprechen zu können.

Notrufnummer 142 rund um die Uhr

Neben der Telefonseelsorge unter der österreichweit geltenden Notrufnummer 142, die rund um die Uhr vertraulich und kostenfrei für Gespräche erreichbar ist, wird auch eine E-Mail- und Chat-Beratung angeboten. 2018 wurden auf diesem Weg 3.796 Beratungen in Anspruch genommen, beri 542 Kontakten war Suizid ein Thema. Die größere Anonymität des Mediums Internet mache es für Betroffene leichter, sich "etwas von der Seele zu schreiben", meinte Matejka.
Auch die Hinterbliebenen müssten mit ihrer Trauer nicht alleine zurechtkommen, so Matejka. So bietet etwa die Kontaktstelle Trauer der Caritas Wien eine Selbsthilfegruppe für Trauernde und für Hinterbliebene nach Suizid an.

Suizidrate geht zurück

In Österreich ist die Suizidrate seit Mitte der 1980er-Jahre um mehr als 40 Prozent zurückge-gangen - von 2.139 Suiziden im Jahr 1986 auf 1.209 Suizide im Jahr 2017. Auffallend ist, dass sich mehr Männer als Frauen das Leben nehmen und auch deutlich mehr ältere Menschen als jüngere. Trotz des Rückgangs, der auf verstärkte Aufklärung, großflächige psychosoziale Versorgung, strengere Waffengesetze und rücksichtsvollere Berichterstattung in den Medien zurückgeführt wird, dürften die Präventionsbemühungen nicht nachlassen, so der Appell von Matejka. (Info: www.onlineberatung-telefonseelsorge.at)

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