Im Gespräch – „Oster-Botschaft“
Maria Katharina Moser darüber, dass nicht alles so ist, wie es ist
Maria Katharina Moser darüber, dass nicht alles so ist, wie es ist
„Das ist eben so!“ Vermutlich haben Sie diesen Satz auch schon zu hören bekommen. Er ist ein beliebtes Mittel, um jede Diskussion, jeden Wunsch nach Veränderung, jeden Versuch, etwas zu hinterfragen, abzuwürgen. Im Kleinen und wie im Großen.
Wenn Kinder neugierig sind und den Lehrern Löcher in den Bauch fragen und die Lehrerinnen nicht mehr weiterwissen, dann sagen sie: Das ist eben so! Wenn sich die Tochter beschwert, dass der pflegebedürftige Vater medikamentös ruhiggestellt wird, dann heißt es: Er läuft so viel herum und bringt alles durcheinander und könnte stürzen, und wir können uns nicht die ganze Zeit um ihn kümmern, wir haben zu wenig Personal. Das ist eben so! Wenn die Personalkosten auf den Gewinn des Unternehmens drücken, dann heißt es: Wir müssen Angestellte kündigen und stattdessen Leiharbeiter nehmen. Sonst wandert die Firma nach Rumänien ab. Das ist eben so!“
Ähnlich haben wohl viele gedacht und geredet, nachdem Jesus am Kreuz gestorben war: Tot ist tot. Ein Grab ist ein Grab. Ein riesiger Stein verschließt das Grab und lässt sich nicht bewegen. Und die Wachen, die Pilatus beim Grab hatte aufstellen lassen, sind bedrohlich. Das ist eben so. Trotzdem haben sich Maria Magdalena und die andere Maria am Ostermorgen aufgemacht, um nach Jesu Grab zu sehen. „Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Die Wachen aber erschraken aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot. Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden.“
Am Grab erfahren die Frauen, wie die gewohnten Verhältnisse erschüttert werden. Buchstäblich. Das Osterevangelium beginnt mit einem Erdbeben. Die Welt, wie wir sie kennen, wird auf den Kopf gestellt. Die Wächter, die eigentlich anderen Angst einjagen sollen, bekommen selber so große Angst, dass sie wie tot umfallen. Auf dem riesigen Stein, der das Grab Jesu endgültig verschließen und seinen Tod besiegeln soll, sitzt ein Engel wie auf einem Thron. Das Grab, der Ort der Trauer, wird zu einem Ort großer Freude, als die Frauen die Botschaft des Engels hören: Er ist auferstanden! Tot ist nicht tot! Der Satz: „Das ist eben so“ hat seine Gültigkeit verloren!
Ich stelle mir vor, die Botschaft von Ostern wird gepostet in den Online-Foren der Tageszeitungen. Ich stelle mir vor, sie spricht sich herum in Betrieben und Konzernen. Ich stelle mir vor, sie wird veröffentlicht an Anschlagtafeln in Schulen, Pflegeheimen und Wohnhäusern. Der Satz „Das ist eben so“ gilt nicht mehr! Unsere Welt würde Kopf stehen. Neue Hoffnung keimt auf: Eine andere Welt ist möglich.
Dr. Maria Katharina Moser ist Direktorin der Diakonie Österreich. Kontakt: *protected email*