Die Schaltzentrale der Evangelischen Diözese A.B. Wien
Es ist eines der "schiachsten" Häuser der Straße, das graue, sechsstöckige Wohnhaus Nr. 3 aus den 70er Jahren an der stark befahrenen Hamburgerstraße. Funktional und ohne Schnörkel – so wirkt es von weitem und so klingt auch sein Spitzname „H3“. Beim Näherkommen aber wird klar: Das Haus hat mehr zu bieten. Große Schaufenster mit breiten Holzrahmen lassen neugierige Blicke gerne zu. Hinter einem Fenster zeigt sich das neue Café der Evangelischen Jugend Wien, hinter dem anderen ein leerer Raum – der Raum der Stille, der Platz zum Sitzen bietet und eine Fotoinstallation präsentiert, die ein Kreuz sowie Abendmahlsgeräte zeigt: der Kelch für den Wein, die Schale für das Brot. Kenner und christliche Kirchgänger wissen jetzt: Aha, hinter diesen Mauern verbirgt sich Kirchliches. Allen andern verrät das weiße Schild neben der Glastür mit breitem Holzrahmen, was sie erwartet: „Stiege M. Evangelische Kirche A.B. in Wien“.
Wer den Türöffner betätigt und in den ersten Stock hinaufgeht oder mit dem Lift fährt, entdeckt eigentlich nicht die Evangelische Diözese A.B. Wien, sondern „nur“ die Evangelische Superintendentur A.B. Wien. Denn ‚Diözese‘ bezeichnet den kirchlichen Verwaltungsbezirk, ‚Superintendentur‘ die „Verwaltungsbehörde“. „Kein schönes Wort“, sagt Superintendent Matthias Geist. „Hier passiert mehr als bloße Verwaltung.“
Als Superintendent ist er der geistliche Leiter der Wiener Pfarrgemeinden und damit auch Seelsorger für die Wiener Pfarrerinnen und Pfarrer. Darum wird statt Diözese oft auch der Begriff „Superintendentialgemeinde“ oder kürzer: „Superintendenz“ gebraucht. „Aber im katholisch-geprägten Wien verstehen die 97 Prozent, die nicht evangelisch sind, das Wort ‚Diözese‘ besser, darum verwenden wir es in der Kommunikation nach außen am häufigsten“, erklärt Geist.
21 Pfarrgemeinden in Wien und damit rund 47.000 Lutheraner (Stand 2019) gehören zur Superintendenz. Wien ist eine von Sieben in ganz Österreich. Die Superintendentur bietet den Pfarrgemeinden eine unterstützende Infrastruktur, angefangen bei Sitzungsräumen und dem Büro des Superintendenten, wo die wichtigsten Termine zusammenlaufen und wohin die Post der vielen diözesanen Arbeitsbereiche geliefert wird. Außerdem wird hier im 1. Stock der Religionsunterricht im Schulamt geregelt, für die Kirchenmusik und die Öffentlichkeitsarbeit sind hier die Ansprechpartnerinnen zu finden, die wienweite Jugendarbeit hat hier ihr Büro wie auch das Leitungsteam – denn der Superintendent steht mit der Vertretung der 21 Pfarrgemeinden nicht alleine da. Unterstützt wird er durch die Superintendentialkuratorin, die Geschäftsführerin und den Superintendentialausschuss.
Im zweiten Stock im Haus „H3“ laufen ebenfalls wichtige evangelische Fäden zusammen. Der Evangelische Pfarrgemeindeverband, zu dem 19 der 21 Pfarrgemeinen gehören, ist für den Kirchenbeitrag zuständig. Ein paar Türen weiter hat die Evangelische Jugend Österreich, die für die reformierte (H.B) wie auch für die lutherische (A.B.) Kirche in Österreich zuständig ist, ihr Bundesbüro. Außerdem findet sich hier oben die barrierefreie Beratungsstelle der Evangelischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung.
Und der Rest des Hauses „H3“? Die weiteren vier Etagen sind Wohnungen und im grünen Hof mit großen Kastanienbäumen hat der Evangelische Kindergarten Hamburgerstraße sein Zuhause.
Kurzum: Das Haus „H3“ – auf den ersten Blick ein unauffälliges Haus, auf den zweiten die „Schaltzentrale“ der Evangelischen Diözese A.B. Wien. Kommen Sie gern einmal vorbei und schau´n Sie sich das an!