Karfreitag: Gespräche über Lösungsvorschläge gehen weiter
Bischof Bünker bei Kanzleramtsminister Blümel – Theologen beziehen Stellung
Wien (epdÖ) – In der Debatte um die Karfreitagsregelung sind am Dienstag, 29. Jänner, der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker und Kanzleramtsminister Gernot Blümel zu einem Gespräch zusammengekommen. Derzeit lägen 11 Lösungsvarianten für die Umsetzung des EuGH-Urteils auf dem Tisch, so Bünker nach dem Gespräch gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. „Ich habe die Zusage, dass es weitere Gespräche auch mit der Evangelischen Kirche geben wird, aber natürlich sind da auch andere Interessen zu berücksichtigen, zum Beispiel Interessen der Wirtschaft oder Interessen der ArbeitnehmerInnen“, sagte der Bischof. Laufend fänden zur Karfreitagsthematik Gespräche mit allen Beteiligten statt, war aus dem Kanzleramt zu hören. Bünker selbst hält die kürzlich in den Medien diskutierte Variante eines zusätzlichen flexiblen freien Tages je nach Religion und auch für Menschen ohne Bekenntnis auch für eine „charmante Idee und eine zukunftsorientierte Lösung im Sinne der Religionsvielfalt“. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte am Dienstag, 22. Jänner, entschieden, die österreichische Karfreitagsregelung stelle eine Diskriminierung auf Grund der Religion dar. Bislang hatten nur Angehörige der drei Evangelischen Kirchen sowie der Altkatholischen Kirche am Karfreitag frei.
Körtner: „Ohne Karfreitag kein Ostern, ohne Ostern kein Christentum“
In der Zwischenzeit haben sich auch mehrere Theologen in der Karfreitagsdebatte zu Wort gemeldet. Den Pfingstmontag gegen den Karfreitag als allgemeinen Feiertag einzutauschen hält der Wiener evangelische Theologe Ulrich Körtner zwar für nicht optimal, aber für einen „vertretbaren Kompromiss“. In einem Gastkommentar für die „Kleine Zeitung“ vom Sonntag, 27. Jänner, schreibt Körtner: „Den Pfingstmontag zum Arbeitstag zu machen, kommt allerdings dem Eingeständnis der Kirchen gleich, dass selbst viele Kirchenmitglieder mit dem Fest des Heiligen Geistes nicht mehr viel anzufangen wissen.“ Das sei vor dem Hintergrund eines global wachsenden charismatisch-pfingstlichen Christentums zwar ein „schlechtes Signal“, aber immer noch der Variante eines Abtausches gegen den Ostermontag vorzuziehen, denn „ohne Karfreitag kein Ostern und ohne Ostern kein Christentum, also auch kein Weihnachten und kein Pfingsten“. Dass der Karfreitag als Feiertag für alle kommen soll, steht für Körtner außer Frage. Es sei seltsam, so der Theologe, dass in einem Land, in dem in öffentlichen Gebäuden Kruzifixe „als Symbol für die grundlegenden Werte der Gesellschaft und des Staates gesetzlich vorgeschrieben sind“, der Karfreitag, der dieses Symbol am besten zum Ausdruck bringe, für die meisten Menschen ein Arbeitstag sei. Der Kreuzestod Jesu sei „kein Betriebsunfall der Heilsgeschichte, sondern ihre Mitte“, bekräftigte der Theologe und Medizinethiker.
Chalupka: Karfreitag Ausdruck von Minderheitenrechten
Den freien Karfreitag als Minderheitenrecht hebt der frühere Diakonie-Direktor und jetzige Geschäftsführer der Diakonie Bildung, Michael Chalupka, in einem Gastbeitrag für die „Kronen Zeitung“ vom Samstag, 26. Jänner, (auch nachzulesen im Blog) hervor. „Für die Evangelischen Kirchen ist er unaufgebbar. Er berührt ihr innerstes Glaubensverständnis und ist Ausdruck dafür, dass in Österreich auch Minderheiten ihre Religion in Freiheit leben können“, so Chalupka. Er nennt historische Gründe für diese Bedeutung: Evangelische seien jahrhundertelang verfolgt und diskriminiert worden, hätten erst 1861 die Gleichberechtigung erhalten: „Als 1955 der 8. Dezember als weiterer katholischer Feiertag im Nationalrat beschlossen werden sollte, stand der Forstarbeiter Karl Spielbüchler, evangelischer Abgeordneter und Bürgermeister aus Gosau, auf und erklärte, es sei nur gerecht, dass auch die Evangelischen einen Feiertag haben.“
Katholischer Theologe Tück für Tausch gegen Marienfeiertag
Für einen „ökumenischen Schulterschluss mit protestantischen Kreuzestheologien“ plädiert wiederum der Wiener römisch-katholische Theologe Jan-Heiner Tück im Interview mit der katholische Nachrichtenagentur Kathpress. Der Karfreitag sei „zentral für das Verständnis des Christentums“. Ein Osterjubel, der auf den Karfreitag vergesse, wäre „blanker Hohn“. Für den Dogmatiker Tück ist der Tausch gegen einen der römisch-katholischen Marienfeiertage denkbar, die „ihre Bedeutung nur aus der Christologie“ bezögen.