Kreise ziehen für die Familien von Strafgefangenen
Gefängnislauf in Floridsdorf: Über 18.500 Euro Spenden in zwei Stunden gesammelt
Die einen bringen die Fitness, die anderen a Gerschtl – gemeinsam haben fast 200 Sportler*innen mit ihren privaten Sponsor*innen am Samstag, 29. September, über 18.500 Euro für die Evangelische Gefängnisseelsorge gesammelt. Von 15 bis 17 Uhr joggten, walkten oder spazierten die Teilnehmenden einen Rundkurs von einem Kilometer Länge in Floridsdorf, der passenderweise auch am Bezirksgericht und an der Justizanstalt Mittersteig entlangführte. Jede gelaufene Runde wurde mit einem vorher ausgemachten Spendenbetrag goutiert.
„Mit dem Geld finanzieren wir einen speziellen Bereich der Gefängnisseelsorge: die Fürsorge für die Angehörigen von Strafgefangenen“, erklärt der langjährige Wiener Gefängnisseelsorger Dr. Matthias Geist, der ab 1. Dezember als Superintendent die Evangelischen Diözese A.B. Wien leiten wird. Gefängnisseelsorge passiere nicht nur „drinnen“ in Einzelgesprächen und Gottesdiensten, sondern auch „draußen“. „Es sind die Angehörigen, die den Großteil der Wiedereingliederung der Strafgefangenen übernehmen. Wir setzen das Geld für Beratungen, Fahrtkosten, Betreuungskosten, Lebenshaltungskosten und vieles mehr ein“, so Pfarrer Geist.
Die Hilfe von „draußen“ stößt auch „drinnen“ auf dankbare Ohren. So halfen Freigänger bei der Organisation mit. Als Läufer gingen zum Beispiel im Team „Simmering bewegt“ acht Freigänger, bzw. Strafgefangene im gelockerten Vollzug und ein Justizwachebeamter an den Start. Der Beamte hatte mit einem Kollegen eigens für das Benefizevent eine Laufgruppe in der Justizanstalt Mittersteig initiiert. So schaffte das Team 121 Runden und erlief 426,- Euro.
Hintergrund:
Unter dem Motto „EVangelisch für ANGehörige“ (EV.ANG) versucht die Evangelische Gefängnisseelsorge durch Aktionen wie den „Gefängnislauf“ zu zeigen, wie viele Menschen angesichts einer restriktiven Strafrechtspflege für das Schicksal betroffener Menschen eintreten.
Jeder Strafvollzug hat auch seine Schattenseiten: harte, lange Strafen bedeuten vor allem für Angehörige eine ungeheure finanzielle und psychische Belastung. Diese Situation wird nach wie vor wenig wahrgenommen, obwohl gerade die Angehörigen für die Integration von straffälligen Menschen in die Gesellschaft die allerwichtigsten sind.
Das Zeichen, das durch diese positive Veranstaltung gesetzt wurde, will darauf aufmerksam machen, dass Strafe nicht immer sein muss und keinesfalls zur Strafe für die Angehörigen werden darf!
Der „Gefängnislauf“ findet alle zwei Jahre statt. 2007 startete das Sponsoring-Event das erste Mal. Heuer war es der siebente Lauf.