„Dass ich evangelisch geworden bin, ist mein größtes Glück“

Abschied von Diözesankantorin Yasuko Yamamoto

 
von Gratzer

Seit 2014 hat Yasuko Yamamoto die musikalische Seite (Saite!) im „evangelischen Wien“ angeschlagen, jetzt geht die Musikerin in den Ruhestand. Als Diözesan-Kantorin war sie Ansprechpartnerin für Chöre, Organist*innen, Solist*innen an verschiedensten Instrumenten und für die musikalische Gestaltung von Großveranstaltungen. Mit unermüdlichem Einsatz, viel Geduld und ihrem vielseitigen Wissen rund um Musik, Musikpädagogik und Organisation hat sie die evangelischen Pfarrgemeinden und Projekte in Wien mit musikalischen Genüssen und Empfehlungen bereichert. Egal ob in klassischer Kirchenmusik oder Popular-Kirchenmusik. Wichtig war ihr besonders die Vernetzung untereinander und die Förderung des musikalischen Nachwuchs. So hat zum Beispiel Benjamin Buchner 2019 für den Deutschen Kirchentag Lieder komponiert, angeregt und ermutigt durch Yamamoto (https://www.evang-wien.at/news/das-geht-ins-ohr).

Als gebürtige Japanerin kam Yamamoto 1997 nach Wien. 2007 ist sie zum evangelischen Glauben konvertiert. „Dass ich evangelisch geworden bin, ist mein größtes Glück“, sagt Yamamoto. „Ich bin stärker geworden, sehe alles heller.“ Die Ermutigung und das lebensbejahende des evangelischen Glaubens geben ihr Kraft und Hoffnung – auch mit Blick auf die nun beginnende Pension.

Tatsächlich war es auch die Kirchenmusik, die Yamamoto nicht nur nach Österreich, sondern auch ins „evangelische Wien“ geführt hat.

„Mein Schicksal war die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach“, sagt Yasuko Yamamoto. Als sie die Matthäus-Passion zum ersten Mal hörte, war Yasuko Yamamoto erst zehn Jahre alt und spielte bereits seit fünf Jahren Klavier. Sie wurde neugierig – auch durch den Text: „Kreuz? Jesus? Was hat das zu bedeuten, habe ich mich gefragt. So wuchs meine kindliche Sehnsucht nach Europa und dem Christentum.“ Durch Zufall lernte Yamamoto eine japanische Organistin, die in Europa studiert hatte, kennen, nahm bei ihr Unterricht und absolvierte die Orgel Aufnahmeprüfung. Danach erhielt sie eine Studienplatz in Hiroshima und begann an einer jesuitischen, privaten Hochschule, der Elisabeth University of  Music) mit dem Orgelstudium. Gleichzeitig nahm sie Katechismusunterricht und besuchte Bibelstunden. Mit 19 Jahren ließ sie sich in der Osternacht 1981 katholisch taufen. Drei Jahre später wurde ihre Sehnsucht nach Europa gestillt: Sie reiste nach Deutschland. Dort besuchte sie in Herford (Nordrhein Westfalen) die Westfälische Landeskirchenmusikschule und lernte einen österreichischen Orgelprofessor kennen. So kam die damals 23-Jährige 1985 als Stipendiat nach Österreich, wo sie in Graz an der Musikhochschule Kirchenmusik und Instrumentalpädagogik (Orgel und Klavier) studierte .

Seitdem lebt Yamamoto in Österreich – mit kurzen Zwischenzeiten in Japan. 1997 kam sie nach Wien. „1999 bin ich – durch Zufall – in der Evangelischen Pfarrgemeinde Wien-Landstraße gelandet, um als Organistin auszuhelfen. Ich war immer noch katholisch und lernte mit der Zeit in der Landstraße die ‚gelebte‘ evangelische Kirchenmusik und die evangelische Theologie kennen. Das hat mich überzeugt. Im Sommer 2007 bin ich dann in die Evangelischen Kirche eingetreten.“

Von 2011 bis jetzt war Yamamoto Klavierlehrerin an der Johann Sebastian Bach Musikschule. Seit 2014 bis jetzt war sie zusätzlich zu ihrer Lehrtätigkeit an der Musikschule als Diözesankantorin der Evangelischen Superintendenz A.B. Wien angestellt.

Danke, Yasuko!

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