"TelefonSeelsorge" berät seit zehn Jahren auch online

Gerade junge Menschen nützen das ergänzende Angebot zum Telefon-Notruf 142 und schildern ihre Probleme via Mail und im Cha

 
von Martina Schomaker

Wien, 30.09.2022 (KAP) Die "TelefonSeelsorge" in Österreich stellt seit langem durch das offene Ohr bestens geschulter Zuhörender eine verlässliche Stütze in Krisensituationen dar - und ist seit nunmehr zehn Jahren auch online bei unterschiedlichsten Problemlagen erreichbar. Auf dieses Jubiläum der Ergänzung des Telefon-Notrufs 142 durch die Beratung per Mail und Chat haben am Freitag einige Verantwortlichen der Telefonseelsorge aufmerksam gemacht. Vor allem jüngere Menschen würden davon Gebrauch machen, hieß es. Nicht jede und jeder will telefonieren - gerade bei heiklen Angelegenheiten bevorzugten viele die Online-Variante. Für die Mailberatung ist eine einmalige Registrierung mit (anonymisierter) E-Mail-Adresse und Passwort notwendig, damit die Antworten abgerufen werden können.

Gestartet hat die "TelefonSeelsorge" Österreich die gemeinsame Mailberatung im Jahr 2012 und seitdem das Angebot schrittweise erweitert. Seit 2016 gibt es neben der Mailberatung auch die Möglichkeit, sich via Chat an die TelefonSeelsorge zu wenden. Der Chat wird seit 2020 täglich angeboten - inzwischen von 16 bis 23 Uhr. Gerade in den späteren Abendstunden steige die Nachfrage nach Beratungen auf diesem Weg. Thematisch stünden psychische Erkrankungen oder Symptome wie etwa Selbstverletzung, Beziehungsprobleme oder quälende Suizidgedanken im Vordergrund, teilten die kirchlichen Fachleute mit. "Manchmal überlege ich mir, wie es wäre, einfach nicht mehr zu sein. Ich kann so nicht mehr weiterleben..." Solche Aussagen kann man in den Chat-"Gesprächen" immer wieder lesen, erzählte Gerhard Darmann von der Telefonseelsorge Salzburg.

"Bei jüngeren Menschen beobachten wir, wie das Bewusstwerden der Zerbrechlichkeit ihrer Lebenswelt zu einer gewissen Orientierungslosigkeit führt", berichtete Antonia Keßelring, Telefonseelsorge Wien. "Gerade jetzt, in den ersten Wochen eines neuen Schuljahres, wenden sich auch vermehrt Jugendliche mit Schulangst bei uns", bestätigte Silvia Breitwieser, Psychotherapeutin bei der "TelefonSeelsorge OÖ - Notruf 142".

Kostenlos, anonym und ohne Anmeldung

Der Chat ist aus ganz Österreich kostenlos, anonym und vom eigenen Wohnzimmer aus erreichbar. Ohne Anmeldung kann direkt mit geschulten Beraterinnen und Beratern gechattet werden. Eine spezielle Verschlüsselung gewährleistet Sicherheit und Datenschutz, versicherte die TelefonSeelsorge. Die Unterhaltung findet online und auf schriftlichem Wege statt. "Unsere Beraterinnen und Berater bieten ein menschliches Gegenüber, Kontakt und Unterstützung bei der Suche nach Gestaltungsmöglichkeiten oder Lösungsideen", wies Astrid Höpperger von der Telefonseelsorge Innsbruck hin.

Emotionale Nähe trotz räumlicher Distanz

Oft bringt das Schreiben über das, was beschäftigt, eine erste Entlastung für junge Menschen, weiß Daniela Bauer von der Telefonseelsorge der Diözese Graz-Seckau: "Im Schutz der Anonymität öffnen sich Jugendliche häufig leichter und schneller, sodass auch schambesetzte Themen wie selbstverletzendes Verhalten, Suizidgedanken, Missbrauch oder Suchtproblematiken angesprochen werden." Die Erfahrung zeige, dass Beratungen über das Internet "trotz der räumlichen Distanz sehr emotional" sein können. Paradoxerweise entstehe gerade durch die Niederschwelligkeit der Chatberatung eine oft sehr große Nähe, sagte Bauer.

Ein offenes Herz für Menschen in Not zu haben, setzt neben Lebenserfahrung und Einfühlungsvermögen ein hohes Maß an fachlicher Kompetenz voraus. Alle Beratenden der TelefonSeelsorge durchlaufen deshalb eine Ausbildung, die Techniken der Gesprächsführung und Krisenintervention beinhaltet, damit sie Menschen in schwierigen Lebenssituationen kompetent beraten und begleiten können. Diese fundierte Ausbildung, regelmäßige Fortbildungen und monatliche Supervision bilden die Grundlagen der Onlineberatung, informierte die TelefonSeelsorge. (Info: www.onlineberatung-telefonseelsorge.at)

 

Text: Kathpress
Foto: Screenshot

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