Die Welt als Feld 2.100
Maria Katharina Moser mit Gedanken zum Erntedankfest
Knallorange Kürbisse, fein gemusterte Karfiolrosen, grüne, rote und gelbe Paprika, knackige Äpfel, süße Trauben und in der Mitte eine aus goldenen Ähren gebundene Krone – Obst und Gemüse in allen möglichen Farben und Formen, Gerüchen und Geschmäckern schmücken beim heutigen Erntedankfest die evangelischen Kirchen. Gott, dem Geber aller Gaben zum Dank, wird mit Worten aus Psalm 104 gebetet: „Du machst das Land voll Früchte, die du schaffest. Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, dass du Brot aus der Erde hervorbringst. Herr, wie sind deine Werke so groß und viel und die Erde ist voll deiner Güter.“
Es sind die Früchte der Felder, die Basis unserer Ernährung, für die wir dem Schöpfergott zu Erntedank danken. Allerdings wandert nur der kleinere Teil der Früchte des Feldes in unsere Mägen. Der weitaus größere Teil wandert in die Mägen von Tieren, deren Fleisch dann in unsere Mägen wandert. Das lässt sich plastisch nachvollziehen am WeltTellerFeld, einem interaktiven Lernort in der Lobau am Rande Wiens, den die Aktion für Entwicklungszusammenarbeit der evangelischen Kirchen „Brot für die Welt“ gestaltet hat.
Das WeltTellerFeld hat eine Fläche von 3.000 m2. Das ist jene Fläche, die benötigt wird für den durchschnittlichen Lebensmittelkonsum einer in Österreich lebenden Person. Nur 33% davon werden für den Anbau von Pflanzen für den menschlichen Verzehr genutzt, auf 67% der Fläche wird Tierfutter angebaut.
Besucher und Besucherinnen können das WeltTellerFeld auf Erkundungswegen mit Informationstafeln begehen, um Ausmaße und Zusammenhänge der Lebensmittelproduktion zu begreifen. Interessant fand ich, was ich am WeltTellerFeld über den Soja-Anbau erfahren habe: 87% des weltweit angebauten Sojas wird an Tiere verfüttert und nur 13% direkt zu Lebensmitteln verarbeitet. Soja und Fleisch haben eines gemeinsam: Sie sind Eiweißlieferanten. Aus der Menge Soja, die man für 1 kg Rindfleisch braucht, können 14 kg Tofu hergestellt werden.
Klar, nicht jeder mag Tofu. Und ich esse selber auch hin und wieder gern ein Steak. Die Vorstellung allerdings, dass in Österreich 60 kg Fleisch pro Kopf im Jahr verzehrt werden, stimmt mich nachdenklich. Das wäre in etwa mein Körpergewicht. Und wenn ich dann noch bedenke, dass auf der Fläche, die man für die Produktion dieser 60 kg Fleisch braucht, Getreide für mindestens 420 Kilo Brot angebaut werden könnte … Erntedank ist ein guter Anlass, über solche Zusammenhänge und die Frage, wie wir Gottes gute Gaben nutzen, nachzudenken.