Hilfsorganisationen: Solidarität darf nicht an Europas Grenzen enden

 
von Evangelischer Pressedienst

Diakonie: Auslandskatastrophenfonds rasch ausbezahlen

Wien (epdÖ) – Hilfe und Solidarität dürfen nicht an den Grenzen Europas Halt machen. Das haben anlässlich des Welttages der humanitären Hilfe am 19. August heimische Hilfsorganisationen eingemahnt. Humanitäre Hilfe rette Menschenleben und müsse dringend ausgebaut werden, forderten Diakonie, Caritas, AG Globale Verantwortung und Jugend Eine Welt in ihren Aussendungen. Zudem haben sie die Bundesregierung aufgefordert, die noch vorhandenen Mittel aus dem Auslandskatastrophenfonds rasch auszubezahlen. „Es sei bereits August, und die AKF-Ausschüttungen für 2022 müssten angesichts der Hungerkatastrophe in Ostafrika schnell kommen, damit sie noch wirkungsvoll eingesetzt werden können“, betonte Nina Hechenberger, Leiterin der Diakonie Katastrophenhilfe: „Wir dürfen nicht vergessen: Jede Verzögerung kostet letztlich Menschenleben.“

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen brauchen in diesem Jahr bereits rund 274 Millionen Menschen weltweit humanitäre Hilfe – das sind über 100 Millionen mehr als noch 2020. Gegenwärtig herrsche in Ostafrika die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. Hunderttausende Ziegen und Schafe seien bereits verendet, und die Ernten sind verdorrt. „Die Menschen stehen vor dem Nichts – sie haben jegliche Einkommensmöglichkeit verloren. Es herrscht Hungersnot“, schilderte Hechenberger Eindrücke von ihrer jüngsten Projektreise. Allein in Somalia habe fast eine Million Menschen ihre Dörfer bereits verlassen müssen, weil diese aufgrund der Dürre nicht mehr bewohnbar sind. Expert*innen schätzten die Lage in Somalia noch schlimmer ein als im Jahr 2011. Damals starben in Somalia mehr als 250.000 Menschen an Hunger.

Die Folgen der Klimakrise, der Covid-19 Pandemie sowie die Auswirkungen bewaffneter Konflikte und nicht zuletzt des Kriegs in der Ukraine würden immer mehr Menschen in eine Notlage zwingen, so die Caritas. Auslandshilfechef Andreas Knapp verwies auf die dramatische Hungerkrise in vielen Weltregionen. „Nachdem die Zahl hungernder Menschen jahrelang rückläufig war, ist sie jetzt wieder gestiegen. 828 Millionen Menschen leiden weltweit an Hunger. Diese außergewöhnliche Not verlangt außergewöhnliche Hilfe.“ Für das Jahr 2022 sind noch mehr als 18 Mio. Euro im AKF verfügbar. „Angesichts des Hungertsunamis, der in vielen Ländern Afrikas und anderen Krisenregionen droht, sollten die restlichen Mittel aus dem AKF so schnell wie möglich beschlossen und ausbezahlt werden“, mahnte Annelies Vilim, Geschäftsführerin der AG Globale Verantwortung.

Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von Jugend Eine Welt, nannte Äthiopien als alarmierendes Beispiel. „Unsere langjährigen Projektpartner vor Ort schicken uns wöchentlich erschreckende Bilder. In vielen Regionen herrscht extreme Dürre. Auf den lokalen Märkten gibt es oftmals fast nichts mehr zu kaufen. Die Lagerbestände wichtiger Nahrungsmittel, wie zum Beispiel Mehl, sind aufgebraucht. Die Menschen haben nichts mehr zu essen, der Großteil der Kinder ist lebensbedrohlich unterernährt“, so Heiserer.

Das World Food Programme schätzt, dass fast 18 Prozent der Bevölkerung – 20,4 Mio. Menschen – ihren Hunger nur noch durch Lebensmittelhilfe stillen können. Darüber hinaus explodieren Lebensmittelpreise, weil aufgrund des Ukraine-Krieges dringend notwendige Getreidelieferungen ausfallen – in einem Land, in dem die Klimakrise in Form abwechselnder Dürren und Überschwemmungen Ernte um Ernte zerstört und ein brutaler Konflikt die Region Tigray fest im Griff hält.

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