Zum jüdischen Neujahrsfest 5777

Superintendent Lein wünscht alles Gute

 
von Martina Schomaker
Portraitfoto von Superintendent Hansjörg Lein.
Superintendt Hansjörg Lein wünscht alles Gute zum Neuen Jahr!

Vom 3. auf den 4. Oktober feiern die jüdischen Wienerinnen und Wiener Rosch Haschana - das Neujahrsfest. Superintendent Hansjörg Lein gratuliert und schreibt folgendes in der Zeitschrift DAVID:

 

Geschätzte Leserin, werter Leser !

Der im Protestantismus bekannte Liederdichter Paul Gerhardt hat im Jahr 1653 – in schwerer Zeit – folgenden Text zur Jahreswende geschrieben: „Nun laßt uns gehn und treten mit Singen und mit Beten zum Herrn, der unserm Leben bis hierher Kraft gegeben. / Wir gehn dahin und wandern von einem Jahr zum andern, wir leben und gedeihen, vom alten bis zum neuen / durch so viel Angst und Plagen, durch Zittern und durch Zagen, durch Krieg und große Schrecken, die alle Welt bedecken. / Denn wie von treuen Müttern in schweren Ungewittern die Kindlein hier auf Erden mit Fleiß bewahret werden /  also und auch nicht minder läßt Gott uns, seine Kinder, wenn Not und Trübsal blitzen, in seinem Schoße sitzen.“

Der Beginn eines neuen Kalenderjahres wird unterschiedlich gefeiert, in religiösen Kreisen wohl anders als rein weltlich. Das jüdische Rosch Ha Schanah ist zu einer anderen Zeit und hat auch eine eigene Jahreszahl, diesmal 5777. Für mich als Christ ist das immer eine gute Erinnerung: das Judentum ist weit älter als meine Tradition.

Was uns verbindet, ist das Vertrauen in den Ewigen, der uns die Zeit geschenkt hat, vom ersten Tag der Schöpfung an. Und unser menschliches Leben ist nur von kurzer Dauer, „denn es flieget schnell dahin, als flögen wir dahin“, wie es im Psalm 90 ausgedrückt wird.

Was wird uns das Morgen bringen ? Welche Erfahrungen werden wir machen ? Wie wird es in Österreich, wie in Europa und wie global weitergehen ? Als Demokraten und Antifaschisten werden wir jedenfalls Mut und Widerstandskraft benötigen gegen alle spürbaren Versuche von Rechts, die Menschen gegeneinander aufzuhetzen und die Gesellschaft zu spalten.

Demgegenüber möchte ich an biblisch geforderter Solidarität und Nächstenliebe festhalten. Und wünsche allen, die ins Neue Jahr gehen,

G'ttes Segen und Weggeleit, mazel tov und  schalom !

Hansjörg Lein
Superintendent in Wien 

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