Zukunftsprozess „Aus dem Evangelium leben“ soll Basis stärken
Bischof Chalupka sieht Ziel in „lebendiger Kirche“ und „neuen Formen des gemeinsamen Lebens“
Wien (epdÖ) – In einem auf drei Jahre angelegten Entwicklungsprozess will die Evangelische Kirche A.B. in Österreich künftig innovative Projekte in Gemeinden und Regionen fördern. Zugleich sollen sich die lokalen Ansätze positiv auf das Leben in der Gesamtkirche auswirken, wie Bischof Michael Chalupka gegenüber dem Evangelischen Pressedienst erklärte. Das Ziel des Prozesses unter dem Titel „Aus dem Evangelium leben“ sei eine „lebendige Kirche, die hier ihre Lebenskraft beweist – vor allem auf der Ebene der Gemeinden, der Gemeinschaften, auch neuer Initiativen, die durch diesen Prozess entstehen. Und das in einer Weise, die das bisherige bewahrt, aber auch weiterführt und zu neuen Formen des gemeinsamen Lebens kommt.“ Dazu sollen sich Pfarrgemeinden oder engagierte Gruppen mit konkreten Projekten bewerben können. Der offizielle Kick-Off und Bewerbungsstart sei für Anfang des Jahres 2021 geplant. Im Herbst sollen dann die ersten Projekte ihre Arbeit aufnehmen.
Medial sei oft die Rede von schwindenden Mitgliedern und strukturellen Problemen der Kirchen. „Diese Fragen sind wichtig, aber wir gehen vom positiven Erleben von Kirche aus. Wir wollen das, was wir jetzt schon in der Kirche an Gutem, Positivem erleben verstärken und für die in der Kirche Tätigen lebbarer machen. Dieses Vorhaben ist nicht aus der Not geboren!“ Drei inhaltliche Säulen bilden den Orientierungsrahmen für den Prozess: Zum einen die Evangelische Identität und Sendung, die Entwicklung von neuen Dienstgemeinschaften und Arbeitsweisen, und die regionale Kooperation. „In drei oder vier Jahren wollen wir sagen: Da ist einiges modellhaft gelungen, was man fortführen oder auch in anderen Regionen, in anderen Bereichen übernehmen kann. Und wir werden gelernt haben, was vielleicht nicht geht – auch das ist ganz wichtig.“
Über die Projektvergabe entscheiden wird eine Steuerungsgruppe unter Vorsitz von Bischof Chalupka. Ihr gehört auch Pfarrer Patrick Todjeras an, der das Projektmanagement des Prozesses übernehmen wird. Alle Bereiche, die die Evangelische Kirche ausmachen, würden in den Prozess eingebunden. „Wir sind überzeugt, dass das ein Kulturwandel ist, hin zu einer Kultur des Erprobens und stellvertretenden Lernens“, unterstreicht Todjeras. Entwickelt worden sei das Konzept „aus dem Gespräch mit den Akteuren auf regionaler und gemeindlicher Ebene“. Begleitet wird der Prozess durch eine externe Evaluation, die analysiere, „wie wir mit dem Lernen umgehen“. Dabei nehme man Anleihen an deutschen Landeskirchen, wie etwa der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, der Kirche von England oder der Evangelischen Kirche in den Niederlanden, die schon seit mehreren Jahren an vergleichbaren Prozessen arbeiten.
Auf den Weg geschickt worden war der Entwicklungsprozess nach einjähriger Vorbereitungsphase Ende November vom Kirchenpresbyterium der Evangelischen Kirche A.B. Am 7. Dezember hat der Finanzausschuss der Kirche den Beschluss bestätigt. Vorgesehen sind zwei Ausschreibungsrunden in den Jahren 2021 und 2022.