Wien: Entsetzen über Brandanschlag auf jüdischen Friedhof

 
von Evangelischer Pressedienst

Hennefeld: Entschieden gegen Hass vorgehen – Chalupka: „Dem Antisemitismus zu wehren ist Erbe und Auftrag zugleich“

Wien (epdÖ) – Zutiefst erschüttert über die Brandlegung im Wiener jüdischen Friedhof und über das Sprayen der Hakenkreuze an der Außenmauer des Friedhofs zeigen sich auch der lutherische Bischof Michael Chalupka und der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld.

Hennefeld, der auch Beauftragter der Evangelischen Kirche A.u.H.B. in Österreich für den christlich-jüdischen Dialog ist, mahnt ein, dem Antisemitismus keinen Raum zu geben und entschieden gegen alle einzutreten, die ihn schürten. „Eine Woche vor dem Jahrestag der Novemberpogrome erfasst es mich mit Grauen, dass jüdische Einrichtungen wieder angezündet und mit Hassparolen beschmiert werden“, schreibt Hennefeld in einer Stellungnahme zum Brand am 1. November. Aus der „verabscheuungswürdigen Aktion“ spreche der „blanke Hass gegen alles Jüdische in unserer Stadt und in unserem Land“.

Es sei traurig, dass Jüdinnen und Juden, ihre Schulen, Synagogen, Bethäuser und Friedhöfe geschützt werden müssten. „Es darf nicht bei Lippenbekenntnissen bleiben, dass Antisemitismus keinen Platz in unserem Land hat“, erklärt Hennefeld, Antisemitismus sei „leider sehr real“ und habe „viel zu viel Platz“. Entschieden müsse „nicht nur gegen jene vorgegangen werden, die solche Schandtaten verüben, sondern auch gegen alle, die diesen Hass schüren, sei es in der Politik, in den Medien oder in sozialen Netzwerken, damit er sich nicht noch weiter ausbreitet“, fordert Hennefeld und unterstreicht: „Mögen die Kräfte in unserer Gesellschaft die Oberhand behalten, die sich für ein friedliches, respektvolles und angstfreies Miteinander von unterschiedlichen Religionen und Kulturen in unserem Land einsetzen.“

Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka hat den Brandanschlag auf den jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs ebenfalls verurteilt. „Wer die Ruhe der Toten stört und Gräber schändet, will über das Leben hinaus Existenz und Erinnerung vernichten“, schrieb der Bischof am Mittwoch auf X (vormals Twitter). „Den Jüdinnen und Juden, die um ihre Liebsten trauern und nun diese Schändung miterleben müssen, gehört unser Mitgefühl und unsere Solidarität“, so Chalupka.

In einem Interview mit der Tageszeitung „Die Presse“ (Ausgabe vom 2.11.) erinnert der evangelisch-lutherische Bischof an das Synodenwort „Zeit zur Umkehr“, das vor 25 Jahren erschienen ist. Hier habe sich die evangelische Kirche verpflichtet, dem Antisemitismus in jeder Weise zu wehren, das sei „Erbe und Auftrag zugleich“. „Dass Jüdinnen und Juden sich in Österreich nicht mehr sicher fühlen, dagegen gilt es zu kämpfen. Wir sind als Evangelische und als Christen gefordert, mit Jüdinnen und Juden an einer Seite zu stehen“, betont der Bischof.

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