Weltautismustag: Diakonie fordert Ausbau von Schulangeboten
Mehr Frühförderung und Therapieplätze nötig
Wien (epdÖ) – Mehr inklusive Schulen, Frühförderung, Schulassistenz und Therapieplätze fordert die Diakonie Österreich anlässlich des Weltautismustags am Freitag, 2. April. „Damit sich junge Autistinnen und Autisten mit ihren Fähigkeiten und Besonderheiten gut entfalten können, braucht es Pädagoginnen und Pädagogen, die Autismus verstehen“, unterstreicht Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser in einer Aussendung. „Einzelne Schulen zeigen, wie inklusiver Unterricht funktionieren kann. Es ist dringend an der Zeit, diese Schulangebote in Österreich auszubauen.“ Junge Autistinnen und Autisten „brauchen ein Gegenüber, das sensibel dafür ist, wie sie ihre Umwelt wahrnehmen und soziale Begegnungen verarbeiten“, sagt Moser. Inklusion beginne mit gegenseitigem Verständnis und solle vom Leitsatz „So viel gemeinsam, wie möglich, so viel differenziert, wie nötig“, geprägt sein.
Fehlendes Verständnis
„Wir wissen heute viel mehr über das Autismus-Spektrum als noch vor ein paar Jahren“, sagt Pädagoge Dominik Alturban vom Evangelischen Realgymnasium Donaustadt der Diakonie, der sich intensiv mit Autismus beschäftigt. Trotzdem fehle in Schulen oft das Verständnis dafür, was Inklusion im Schulalltag bedeutet. „Wenn eine Schülerin im Autismus-Spektrum eine Schularbeit schreibt und dafür mehr Zeit bekommt, weil sie die auch braucht, oder die Arbeit in einem eigenen Raum schreiben darf, um störende Nebengeräusche auszublenden zu können, heißt es auch heute noch oft: Das ist ungerecht“, so Alturban. „Dabei ist es genau anders herum: Es geht darum, Ungleichheiten auszugleichen und mit derartigen Maßnahmen Chancengerechtigkeit herzustellen. Bei einem Schüler mit einer Sehschwäche ist es ja auch selbstverständlich, dass er eine Brille tragen darf und nicht ungerecht. Diese Selbstverständlichkeit muss auch beim Autismus-Spektrum das Ziel sein.“ Der Pädagoge kritisiert zudem, dass es für vor allem für Jugendliche im Autismus-Spektrum sehr wenige Angebote gebe. „Inklusion in der Schule endet häufig bei der Oberstufe oder allerspätestens danach. Auf der Uni nimmt dann aber niemand mehr Rücksicht. Wir müssen endlich weiterdenken.“
„Man steht alleine da“
Viele Eltern hätten einen langen Weg hinter sich, bis sie die richtige Diagnose für ihr Kind bekämen. „Wenn man die Diagnose hat, steht man relativ alleine da“, so Gudrun Senk, deren Sohn Justus mit Autismus lebt. Die Wartezeiten für Diagnostik und Therapie seien sehr lang. Leistbare und verfügbare therapeutische Hilfen seien aber entscheidend, damit autistische Kinder gut aufwachsen können. „Die Angebote dürfen nicht mit dem Jugendalter enden, sondern müssen die gesamte Entwicklungsphase von Kindern und Jugendlichen umfassen“, so Diakonie Direktorin Maria Katharina Moser. Bereits in Frühförderprogrammen sollten Eltern zudem Hilfestellungen bekommen.
Weitere umfassende Information gibt es bei der Diakonie:
www.diakonie.at/autismus
www.diakonie.at/leben-im-autismus-spektrum