Wels: Mauer vor Kirchentür soll Blockaden aufzeigen

 
von Evangelischer Pressedienst

Hütter: „Wollen schauen, was Mauern in unserem Leben sind“

Wels (epdÖ) – Wer derzeit an der Welser Christuskirche vorbeispaziert, sieht statt eines Eingangstores eine Mauer. Die ganze Passionszeit über hat sie das Kirchenportal mit Blick auf den zentral in der Stadt gelegenen Martin-Luther-Platz versperrt. Damit wolle man auf persönliche und gesellschaftliche Blockaden aufmerksam machen, erklärt Projektleiter und Vikar Marcus Hütter die Aktion. Die Mauer als Reaktion auf die weltweite Blockade durch die Coronakrise zu deuten sei zwar naheliegend, greife aber zu kurz: „Wir wollen weiter schauen, auf die grundsätzliche Frage, was Mauern in unserem Leben sind – innere wie äußere – und im Umgang mit diesen eigene Spielräume finden.“ Zugleich stelle man damit eine Anfrage an die Kirche selbst, nämlich „ob wir uns als Kirche zu sehr zumauern und nicht an die Öffentlichkeit wagen“. In der Osternacht soll die Mauer „gesprengt“ werden, und so den Aufbruch symbolisieren, der die Blockade löst.

„Die Provokation war uns bewusst“

Die Mauer sei in Wels mittlerweile zum Gesprächsthema geworden, erzählt Hütter. In der zweiten Woche der Passionszeit fand davor ein von verschiedenen zivilgesellschaftlichen Gruppen und Privatpersonen initiiertes Solidaritätscamp für die Menschen im Flüchtlingslager von Kara Tepe statt. Zudem gebe es jede Woche ein bestimmtes Thema, zu dem Passant*innen eigene Gedanken formulieren und durch einen Schlitz in die Mauer werfen können. Bis zur Karwoche seien schon mehr als fünfzig Zettelbotschaften eingelangt. Die Nachrichten würden allerdings nicht geöffnet, sondern vertraulich behandelt, betont Hütter. Dafür greife das Team der Pfarrgemeinde die Wochenthemen – etwa „Neuanfang“ oder „Richtungswechsel“ auch in den jeweiligen Sonntagspredigten auf. Sollten die „Blockaden zu groß werden“, dann lädt ein Verweis an der Mauer zum direkten Gespräch mit Vikar Hütter oder Ortspfarrer Roland Werneck ein.

Entstanden ist die Mauer, eine Attrappe aus im Baumarkt erhältlichem Mauerverblender, in einem Gemeinschaftsprojekt. Jugendreferent Wolfgang Pachernegg und Theaterpädagogin Gabriele Kirsten-Lutz sorgten mit eigenen Teams für die technische und künstlerische Umsetzung, die Wochenfragen wurden im neu gegründeten Lektor*innenkreis formuliert. Bedenken habe es anfangs durchaus gegeben, räumt Vikar Hütter ein, etwa welches Zeichen man mit einer zugemauerten Kirche setze: „Die Provokation war uns bewusst“, sagt Hütter. Aber: „Die Mauer hat es geschafft, Interesse zu wecken“, und damit eines ihrer Ziele erreicht. Und: Von befürchteten Vandalenakten blieb sie verschont.

Das Projekt greift die von der Evangelischen Kirche in Deutschland initiierte Fastenaktion #SiebenWochenOhne auf.

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