VEPPÖ fordert Stärkung und Klarheit
Obfrau Haidvogel: Um das tun zu können, wozu Kirche da ist: „Anderen dienen“
Rust (epdÖ) – Im Rahmen der Hauptversammlung des Vereins Evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Österreich (VEPPÖ) forderten am 27. August in Rust Obfrau Iris Haidvogel und die designierte 1. Obfraustellvertreterin Birgit Meindl-Dröthandl von der Kirche als Arbeitgeberin Stärkung und Klarheit in Zeiten der Veränderung. Unsicherheitsfaktoren seien etwa die Verringerung von Pfarrstellen, eine Reduzierung von Voll- auf Teilzeit oder höher werdende Anforderungen im Religionsunterricht. Vikar:innen fehle mitunter die Sicherheit, dass eine Pfarrstelle, auf die sie sich bewerben, später noch existiert. In ihrem Bericht sprachen Haidvogel und Meindl-Dröthandl „über das, was uns stärkt inmitten der Vibrationen und Erschütterungen des Umbruchs. Über Lösungen und Lösungsansätze inmitten der schmerzhaften offenen Fragen.“
Evangelische Theologie zu studieren, Pfarrerin und Pfarrer zu werden und zu sein, dürfe kein Risiko, kein Pokerspiel sein, sondern müsse eine Berufung bleiben, konstatierte Haidvogel. „Wir erwarten von unseren Kirchen, unseren Arbeitgeberinnen, keine Wunder“, so die VEPPÖ-Obfrau. Wohl aber Ehrlichkeit, Treue, partnerschaftliche theologische Reflexion, Unterstützung und „ein Ernstnehmen unserer Arbeitsrealität – gerade in diesen sehr bewegten Zeiten“.
Falls Pfarrstellen „in Gefahr“ sind, sollte dies drei Jahre im Voraus bekannt gegeben werden. Eine Forderung, „die als mehr oder minder unmöglich im Kirchenpresbyterium abgewunken wurde“, kritisierte die Golser Pfarrerin. „Doch solche Sicherheiten und vertrauenswürdigen Rahmenbedingungen brauchen wir, um auch weiterhin gut arbeiten zu können.“
Auch für Pfarrpersonen, die sich dem Pensionsantrittsalter nähern, brauche es „dringend Sicherheiten und Antworten auf noch offene Fragen“, forderte Haidvogel. Eine Frage sei etwa: „Was ist mit dem sogenannten Altersschutz, der sicherstellt, dass für Pfarrpersonen, nach dem sie das 58. Lebensjahr vollendet haben, die Amtsperiode erst mit ihrer Pensionierung endet?“
Arbeitszeit, Geschlechtergerechtigkeit und Religionsunterricht
Die Wiener Pfarrerin Birgit Meindl-Dröthandl ging auch auf das Thema Arbeitszeit ein. Gerade in Zeiten, in denen Pfarrstellen und damit verbunden auch Amtsaufträge in immer kürzeren Zeitabschnitten evaluiert werden, gelte es besonders darauf zu achten. „Es muss die Möglichkeit bestehen, die fehlenden Anteile in anderer Weise zu ergänzen“, forderte die Obfrau-Stellvertreterin. Das könne erhöhter Schulunterricht, eine weitere Teilgemeinde, Krankenhausseelsorge oder eine Nebenbeschäftigung sein. Wenn eine 100%-Pfarrstelle zur Teilstelle wird, sei es Aufgabe der diözesanen Leitungsebene, „einen orientierenden Rahmen dafür zu geben, was seitens der Gemeinden erwartet werden kann“.
Ein weiteres Anliegen der Standesvertretung evangelischer Pfarrer:innen sei in den letzten Jahren das Thema Geschlechtergerechtigkeit auf allen Ebenen der Kirche als Ausdruck vielfältiger Zeug:innenschaft für das Evangelium gewesen, berichtete Meindl-Dröthandl. „Von den 17 in die Synode A.B. gewählten geistlichen Abgeordneten sind zehn Pfarrerinnen und sieben Pfarrer.“ So hoch sei der Frauenanteil unter den Pfarrpersonen in der Synode noch nie gewesen, stellt der VEPPÖ positiv fest. Auf Diözesanebene sehe es allerdings anders aus: „Von 19 Senior:innen sind 13 Pfarrer und sechs Pfarrerinnen in die Stellvertretung der allesamt männlichen Superintendenten gewählt worden“, bedauerte die Obfrau-Stellvertreterin.
Im Blick auf den Religionsunterricht wies Obfrau Haidvogel auf die immer größer werdenden Anforderungen hin. So werde es ab jetzt auch für die Vikarinnen und Vikare im ersten Jahr verpflichtend sein, statt bislang vier nun sechs Stunden zu unterrichten. „Wo die Anforderungen mehr werden, müssen auch die Unterstützung und Entlastung deutlicher werden. Darauf werden wir weiterhin beharren!“
Wertgesichertes Gehalt eine „Qualitätssicherung für den Pfarrberuf“
Zum Thema Gehaltsanpassung in Zeiten hoher Inflation betonte Haidvogel gegenüber dem epdÖ, der VEPPÖ erkenne die Anstrengung der Kirche an, dass ein wertgesichertes Gehalt ausgezahlt wird. „Das ist eine Qualitätssicherung für den Pfarrberuf und ein wichtiges Signal der Stabilität an die Pfarrer:innen.“
Bei all den Herausforderungen in Zeiten des Umbruchs erwarte sich der VEPPÖ Rückenstärkung für angehende und im Dienst stehende Pfarrer:innen, so Haidvogel vor der Hauptversammlung abschließend. „Damit wir tagtäglich das tun können, wozu Kirche da ist: Anderen dienen.“
Die Jahreshauptversammlung des VEPPÖ fand im Rahmen der jährlichen Pfarrer:innentagung der evangelischen Kirchen in Rust statt.
Der VEPPÖ ist ein Zusammenschluss aller Theologinnen und Theologen zur Pflege geschwisterlicher Gemeinschaft, Förderung der wissenschaftlichen und praktischen Berufsaus- und Fortbildung, Beratung kirchlicher Fragen und Mitarbeit am Bau der Evangelischen Kirchen A.B., H.B. sowie A.u.H.B. Er befasst sich auch mit Abschluss bzw. Änderung von Kollektivverträgen und ähnlichen Vereinbarungen mit den Evangelischen Kirchen in Österreich.
Nach einer Statutenänderung gibt es mit 1.9.2024 zwei stellvertretende Obleute: Birgit Meindl-Dröthandl, Pfarrerin in der Weinbergkirche in Wien, sowie Arndt Kopp-Gärtner, Gefängnisseelsorger in Graz. Die Beiden folgen Stefan Schumann nach, der mit 1. September als Obfraustellvertreter in Pension geht.
Weitere Informationen auf: www.veppoe.at