Tot an der Grenze

 
von Evangelischer Pressedienst

Michael Chalupka über eine Katastrophe, die keine Schlagzeilen machte

Für die Toten, die im Kleintransporter an der burgenländischen Grenze gefunden wurden, ums Leben gekommen auf ihrer Flucht nach Europa, hineingepfercht von skrupellosen Schleppern, die ihr Geschäft mit dem Leid machen – für sie kommt jede Hilfe zu spät. „Es bleibt nur, die Toten zu begraben. Begraben wir einen unserer Liebsten, dann scheint noch einmal sein Leben hell, spiegelt sich alles, was er war, in der Trauer, dem Abschied, den Worten und dem Ritual der Trauerfeier. Im Moment des Abschieds zeigt sich ein letztes Mal die Einzigartigkeit des Verstorbenen. Wir wissen so wenig über die Menschen, die ihr Leben in einem dreckigen Kleintransporter lassen mussten. Nicht woher sie kamen, nicht woran sie glaubten, was sie erlitten und erhofften. Was wir aber wissen, ist, dass sie von einer Mutter geboren wurden und einen Vater haben, und Geschwister, die um sie trauern und weinen. Sie hatten Hoffnungen und Ängste, wie jeder von uns. Und sie hatten Namen. Ich hoffe und bete, dass man die Namen benennen und die Angehörigen zur Trauerfeier einladen wird.“ Das alles habe ich im Jahr 2015 nach der Katastrophe von Parndorf hier an dieser Stelle geschrieben. Es gilt auch heute für die beiden Toten, die in dieser Woche an der Grenze aufgefunden wurden. Die Meldung hat keine Schlagzeilen mehr gemacht. In Trauer denke ich, es tut uns nicht gut, wenn wir uns an den Tod an unseren, geschlossenen Grenzen gewöhnen.

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