ReligionspädagogInnen wollen Debatte über Religionsunterricht
Evangelische, Katholiken und Muslime sehen orientierende Funktion religiöser Bildung
Wien (epdÖ) – Politischen Gesprächsbedarf über die Zukunft des Religionsunterrichts an den heimischen Schulen orten Österreichs Religionspädagogen. In einer Aussendung macht die Arbeitsgemeinschaft der ReligionspädagogInnen an Österreichs Universitäten zentrale Themen fest, zu denen Politik, Kirchen und Religionsgemeinschaften und ExpertInnen zusammenkommen sollten. Dazu zählen die Frage eines „neutralen“ Ethikunterrichts, die Rolle des Religionsunterrichts für den sozialen Frieden, und interreligiöse und interkonfessionelle Kooperationen im Unterricht. „Wie Religion im Spannungsfeld von privat und öffentlich zu sehen ist und welche Chancen und Gefahren damit verbunden sein können, darüber sind in intensive Debatten zu führen“, heißt es in der Aussendung. Der Arbeitsgemeinschaft gehören römisch-katholische, evangelische und muslimische universitäre Religionspädagoginnen und -pädagogen an.
Keine „einseitig verengenden Glaubensauslegungen“
„Eine zunehmend plurale Gesellschaft braucht eine religiöse Bildung, der in erster Linie eine orientierende Funktion zukommt“, so die VertreterInnen der Arbeitsgemeinschaft. Vertieft sei zu diskutieren, ob diese Aufgabe schulischer Bildung eher über bekenntnisorientierte oder „neutrale“ Organisationsformen zu erfüllen sei. Ein „indoktrinierendes“ Verständnis religiöser Bildung habe jedenfalls keinen Platz in der Schule. „Einseitig verengten Glaubensauslegungen in allen Religionen ist ein verantwortetes Bildungsangebot auf dem Boden von Toleranz und Wertschätzung entgegenzusetzen.“ Der Unterricht könne so einen Beitrag zum sozialen Frieden leisten.
Die starke Ausdifferenzierung des Religionsunterrichts stelle vor die Herausforderung einer verbindlichen Qualitätssicherung über alle Religionen und Konfessionen hinweg. Angesichts des künftig verpflichtenden Ethikunterrichts für Schülerinnen und Schüler, die keinen Religionsunterricht besuchen, sei der Charakter beider Unterrichtsgegenstände noch deutlicher zu schärfen. Auch Kooperationen zwischen „Religionsunterrichten verschiedener Konfessionen und Religionen“, die bereits teilweise zur Anwendung kommen, müssten kritisch evaluiert werden.
Parteien erkennen Notwendigkeit religiöser Bildung
Die Basis der Themenfindung bildete eine Befragung unter den Parlamentsparteien, die die Arbeitsgemeinschaft vor den Nationalratswahlen angestellt hatte. Hier hätten alle Parteien „die Notwendigkeit religiöser Bildung in der Schule einhellig betont“. In der Umsetzung ließen sich jedoch klare Differenzen erkennen.