ÖRKÖ-Vorstand spricht sich für finanzielle Grundsicherung aus
Freude über „ökumenische Gastfreundschaft“ nach Coronakrise
Wien (epdÖ) – Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) hat sich für eine Grundsicherung für alle in Österreich lebenden Menschen ausgesprochen. In einer am Montag, 25. Mai, veröffentlichten Erklärung des ÖRKÖ-Vorstands machen die Kirchen auf die am Höhepunkt der Coronakrise fast 600.000 Arbeitslosen und mehr als eine Million Menschen in Kurzarbeit aufmerksam. Wenn man auch noch die Familienangehörigen hinzu rechne, befinde sich ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung in einer prekären Situation. „Auf diesem Hintergrund ist eine Grundsicherung für alle Menschen in diesem Land dringend notwendig“, heißt es dazu wörtlich. Der ÖRKÖ-Vorstand erinnert zugleich an die Forderungen des „Ökumenischen Sozialworts“ zur gerechten Verteilung von Arbeit und Einkommen. Die aktuelle Herausforderung könne zugleich Auftakt für eine klimafreundliche Ausrichtung der Wirtschaft und eine solidarische Gestaltung der Gesellschaft sein.
Wie die Grundsicherung im Detail aussehen soll, sei freilich Aufgabe der politischen Parteien und der Sozialpartner, „die über den notwendigen Sachverstand verfügen“. Am Beginn der Coronakrise habe sich in Österreich gezeigt, „dass es in diesem Land möglich ist, außerordentliche Situationen gemeinsam zu bewältigen“. Diese Haltung sei auch zur Bewältigung der sozialen Konsequenzen der Krise notwendig, „damit allen Menschen in diesem Land die Rahmenbedingungen für ein würdiges und gutes Leben gesichert werden“.
Das „Ökumenische Sozialwort“ habe das Prinzip der menschenwürdigen – und damit auch klimafreundlichen und solidarischen – Wirtschaft in den Vordergrund gestellt. Jeder Mensch habe Würde, unabhängig von Erwerbsarbeit und Leistung. Noch deutlicher als vor der Pandemie-Krise stehe daher jetzt auch die Unverzichtbarkeit von Arbeit im Dienst der Familie, der Pflege, der Erhaltung der Natur oder der Bewahrung des Kulturerbes vor Augen. Auch diese Arbeit sei zu bewerten und existenziell abzusichern, heißt es in der Erklärung.
Ökumenische Hilfe nach Corona-Lockdown
In einer weiteren Erklärung würdigt der ÖRKÖ-Vorstand die Beispiele „ökumenischer Gastfreundschaft“ bei der Wiederaufnahme der öffentlichen Gottesdienste. Die Bedingungen für die Wiederaufnahme der öffentlichen Gottesdienste (mindestens zehn Quadratmeter Raum pro anwesender Person usw.) haben einige ÖRKÖ-Mitgliedskirchen, die nur über kleine Gotteshäuser verfügen, in Bedrängnis gebracht. Umso erfreulicher sei es, dass ihnen die Möglichkeit geboten werde, in großen Gottesdiensträumen anderer Mitgliedskirchen liturgische Feiern abzuhalten. Der ÖRKÖ-Vorstand betrachtet diese oft spontan aufgebrochene Gastfreundschaft als ein erfreuliches Zeichen der Ökumene und ermutigt alle Mitgliedskirchen, diese Möglichkeit konkreter ökumenischer Hilfe anzubieten und in Anspruch zu nehmen.
Resolution gegen israelische Annexionspläne
Der ÖRKÖ-Vorstand bezog in einer Resolution zudem Stellung zu den befürchteten Auswirkungen einer Annexion palästinensischen Territoriums durch Israel und machte sich den jüngsten Aufruf der christlichen Kirchenführer des Heiligen Landes an das „Nahost-Quartett“ zu eigen. Diese hätten eindringlich vor den „katastrophalen Folgen der Annexionspläne“ gewarnt und darauf aufmerksam gemacht, dass die Durchführung der Pläne den Verlust jeglicher Hoffnung auf einen erfolgreichen Friedensprozess mit sich bringen würde. Der ÖRKÖ-Vorstand unterstützt deshalb den Aufruf der christlichen Kirchenführer an das „Nahost-Quartett“ (USA, Russland, EU, UNO), die einseitigen Annexionspläne mit einer umfassenden Friedensinitiative in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht und den UN-Resolutionen zu beantworten. Nur so könne ein umfassender und gerechter Friede im Heiligen Land garantiert werden, das von den drei abrahamitischen Glaubensrichtungen als heilig betrachtet wird.