Ökumenisches Pogromgedenken in Salzburg
Besondere Erinnerung an verstorbenen Marko Feingold
Salzburg (epdÖ) – Der Salzburger römisch-katholische Erzbischof Franz Lackner, der evangelische Superintendent Olivier Dantine und mehr als 300 Teilnehmer haben am Samstag, 9. November, in der Salzburger Kollegienkirche der jüdischen Opfer der Novemberpogrome von 1938 gedacht. Die Teilnehmer, darunter viele Künstler und Schüler, erinnerten besonders an den heuer verstorbenen Holocaust-Überlebenden und Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg, Marko Feingold. Unter den Gästen befand sich auch seine Frau Hanna Feingold, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg.
„Vor 81 Jahren blieben die Fenster und Türen der Kirchen verschlossen. Heute wollen wir sie aufmachen.“ Das sagte Christian Wallisch-Breitsching von der Katholischen Hochschulgemeinde zum Auftakt der Veranstaltung. „Wir wollen nicht vergessen, wir wollen uns erinnern. Erinnern heißt vergegenwärtigen. Die Geschichte von damals kann uns die Augen öffnen für die Geschehnisse von heute“, so Ingrid Allesch von der evangelischen Diözese Salzburg/Tirol.
Bereits um 18 Uhr gestalteten Schülerinnen und Schüler der Rudolf Steiner Schule eine Gedenkfeier am Alten Markt beim Stolperstein von Walter Schwarz. Schwarz war ein Salzburger Geschäftsmann, Kunstmäzen und Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft. Zu seinem Andenken wurde am 21. Juli 2010 am Alten Markt Nr. 12 ein Stolperstein verlegt. „Erinnerung hält uns zusammen“, sagte Dagmar Schwarz, Autorin und Enkelin Walter Schwarzs in ihrer Lesung in der anschließenden Gedenkfeier in der Kollegienkirche. Sie las u.a. aus dem Buch von Holger Schaeben „Am Nachmittag kommt der Führer. Schicksalsjahr 1938“ einige Stellen, die sich auf ihren Großvater beziehen. Musikalisch umrahmt wurde die Feier vom Ensemble BachWerkVokal.
Eine Leinwand-Installation von Oskar Stocker und Luis Rivera, auf der Auszüge aus dem Kaddischgebet gedruckt waren, bedeckten den Boden der Kollegienkirche. Ein Portrait von Marko Feingold war zentral im Raum während der Feier platziert. Während des Gedenkens legten die Besucherinnen und Besucher Steine des Erinnerns auf die Installation und vor das Portraitgemälde.
Das jüdische Gebet Kaddisch ist eines der ältesten und bekanntesten des Judentums. Gemeinhin gilt es als Totengebet – genaugenommen ist es kein Gebet für die Toten, sondern ein Lobpreis auf die Größe Gottes. Im Laufe der Geschichte begann man den Kaddisch mit dem Gedenken an Trauernde gleichzusetzen. Man betet sozusagen stellvertretend für die Toten den Lobpreis Gottes. Der Kaddisch stellt somit ein indirektes Gebet für den Toten dar. Ein jüdisches Sprichwort besagt: Solange man den Kaddisch für eine Person betet, ist sie nicht vergessen.