Ökumene-Tagung: Ukraine-Konflikt nicht einzige Krise auf der Welt
11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Karlsruhe
Karlsruhe (epdÖ) – Teilnehmer des Karlsruher Weltkirchen-Gipfels haben mit Blick auf den Ukraine-Konflikt davor gewarnt, Menschen in anderen Krisenregionen weltweit im Stich zu lassen. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die dadurch verursachte menschliche Not lenkten von anderem Leid ab, sagte der Generalsekretär des internationalen Hilfsnetzwerks „Act Alliance“, Rudelmar Bueno de Faria, am Montag in Karlsruhe auf der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). Auf der ÖRK-Tagung erklärte der Generalsekretär von Act Alliance, für die Ukraine-Hilfe würden viele Gelder bereitgestellt. Jedoch blieben für die Bewältigung anderer humanitärer Krisen in Afrika oder Asien kaum noch finanzielle Mittel übrig. „Es scheint so, dass nur die Ukraine zählt“, betonte Rudelmar Bueno de Faria. Er nannte als Beispiel die humanitären Krisen in Afghanistan, Äthiopiens Tigray-Region, Venezuela, Jemen, Syrien und dem Sudan. Act Alliance setzt sich aus mehr als 140 glaubensbasierten Mitgliedsorganisationen zusammen, die in den Bereichen Entwicklung und humanitäre Hilfe tätig sind.
Eines der großen Themen bei der Weltkirchenkonferenz ist auch der Klimawandel. Vertreter von Inselnationen wie den Philippinen, Singapur, Neuseeland und Haiti klagten „über schmelzende Gletscher, steigendes Meerwasser und überschwemmte Inseln“. Menschliche Gier und Verschwendung hätten abgeholzte Wälder, die Vertreibung indigener Völker von ihrem Land und den Verlust der Artenvielfalt zur Folge. Außerdem warben Theologen für neue Wege in der Ökumene. Heute müsse es in erster Linie darum gehen, Spaltungen zwischen den Kirchen zu überwinden, meinte der Direktor der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Odair Pedroso Mateus. Der brasilianische Theologe sprach sich für eine „Ökumene der Herzen“ aus. Das Streben nach Einheit dürfe nicht in intellektuellen Debatten stehen bleiben.
An der neuntägigen Weltkirchenkonferenz, die noch bis zum 8. September in Karlsruhe tagt, nehmen mehr als 3.000 Gäste aus über hundert Ländern der Welt teil. Die Evangelische Kirche A.u.H.B. in Österreich ist durch Bischof Michael Chalupka und die theologische Referentin des Bischofs, Eva Harasta, vertreten. Alle acht Jahre findet die Weltkirchenkonferenz statt, in diesem Jahr erstmals in Deutschland. Der ÖRK ist eine Gemeinschaft von 352 Kirchen, die weltweit über 580 Millionen Christen vertreten.