Mit der Bibel sprechen

 
von Evangelischer Pressedienst

Julia Schnizlein über biblische und alltägliche Redewendungen

Ist die Bibel für Sie ein Buch mit sieben Siegeln? Vielleicht ist sie Ihnen vertrauter, als Sie glauben! Viele unserer Redewendungen und geflügelten Worte stammen nämlich aus der Bibel. Das „Buch mit sieben Siegeln“ kommt zum Beispiel aus der Offenbarung und steht für etwas, das unverständlich und geheimnisvoll ist. Und das sollte es vielleicht auch lieber bleiben, denn in der Bibel wird durch das Öffnen der Siegel die Apokalypse ausgelöst.

Ein Blick auf den Beginn der Bibel führt uns zum Tohuwabohu, von dem wir oft sprechen, wenn in einem Kinderzimmer absolutes Chaos regiert. Das Wort kommt aus dem Hebräischen und beschreibt den Zustand der Welt, bevor Himmel und Erde geschaffen wurden.

Wer ein Tohuwabohu hinterlässt, dem werden manchmal die Leviten gelesen – was sich ebenfalls auf das Alte Testament bezieht. Genauer auf das dritte Buch Mose – „Levitikus“. Dort finden sich vor allem lange Gesetzestexte und unzählige Verhaltensregeln, die früher gerne bei Bußübungen vorgelesen wurden. Das „Leviten lesen“ hat sich deshalb als Sinnbild für Ermahnungen in unseren Sprachgebrauch eingebrannt.

Wer eine Hiobsbotschaft bekommt, dem geht es wie dem armen Hiob, der einen schweren Schicksalsschlag nach dem anderen hinnehmen musste und dem sein bester Freund prophezeite, dass er wohl „auf keinen grünen Zweig“ mehr kommen werde. Eine wahre Fundkiste an Redewendungen ist das Buch der Sprüche. „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“, „Hochmut kommt vor dem Fall“ oder etwa „der Mensch denkt und Gott lenkt“ haben dort ihren Ursprung.

Wenn wir jemanden „von Pontius zu Pilatus“ schicken, meinen wir damit ein schikanöses und meist zweckloses Hin- und Herschicken. Auf den ersten Blick scheint die Redensart allerdings unsinnig. Schließlich sind Pontius und Pilatus zwei Namen einer einzigen Person. Hier braucht es etwas Einblick in das Neue Testament. Man hatte Jesus nach seiner Verhaftung zum römischen Präfekten Pontius Pilatus gebracht, der ihn aber zu Herodes weiter schickte. Da der sich auch nicht zuständig fühlte, schickte er Jesus, nachdem man ihn ausgiebig gedemütigt hatte, zurück zu Pilatus. Der verurteilte Jesus dann zum Tod und wusch sich abschließend „die Hände in Unschuld“.

(Fotonachweis: pixelio.de)

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