Mikl-Leitner: Christliche Werte geben Halt und Orientierung
NÖ-Landeshauptfrau lud Kirchenvertreter zu Begegnung ins Landhaus
St. Pölten (epdÖ) – Gerade in turbulenten Zeiten ist es wichtig, sich an christlichen Werten festzuhalten, die Halt und Orientierung geben. Das hat die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner am Dienstag, 19. November, bei einer Begegnung im St. Pöltner Landhaus unterstrichen, zu der sie Vertreter der Katholischen und der Evangelischen Kirche eingeladen hatte. Als erstes Beispiel für ein „verbindendes Symbol und Ausdruck unserer Werte“ nannte sie das Kreuz. Dieses zentrale, vielen Kraft gebende christliche Symbol bleibe weiterhin in Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern präsent, versicherte Mikl-Leitner.
Das ökumenische Treffen im NÖ-Landhaus habe schon eine lange Tradition, sagte die Landeshauptfrau vor den römisch-katholischen Bischöfen und Äbten mit Kardinal Kardinal Christoph Schönborn an der Spitze, und den Leitungspersonen der Evangelischen Kirche in Niederösterreich mit Superintendent Michael Simmer, Superintendentialkuratorin Gisela Malekpour und den Senioren Rainer Gottas und Markus Lintner.
Als Beispiele für gegenwärtige Herausforderungen verwies die Landeshauptfrau auf die Kriege in der Ukraine und in Israel, auf den Antisemitismus, der auch in Österreich dramatisch angestiegen sei, sowie auf die Hochwasserkatastrophe vom September. Hier habe die „Sicherheitsfamilie Niederösterreich“ zusammengehalten, sagte Mikl-Leitner. Die „große Prüfung“ durch das Hochwasser konnte nicht zuletzt durch jene gemeinsamen christlich-jüdischen Werte solidarisch gemeistert werden, „die unsere Identität ausmachen“. Neben dem klaren Bekenntnis zum Kreuz im öffentlichen Raum trat Mikl-Leitner auch für den konfessionellen Religionsunterricht ein. Es gelte gemeinsam wachsam zu bleiben gegenüber allen, die den „auf Freiheit und Demokratie basierenden Staat“ ablehnen – etwa aus radikal-islamistischen Gründen.
Kirchen und Klöster bezeichnete die Landespolitikerin als wichtiges Kulturgut. Das Land NÖ unterstütze seit vielen Jahren die Renovierung von Ordensniederlassungen, aktuell besonders in Seitenstetten, Klosterneuburg und Melk. Auch der St. Pöltner Dom warte auf eine Renovierung. An die anwesenden Kirchenvertreter richtete Mikl-Leitner die Aufforderung zum gemeinsamen Bemühen darum, dass Kirchen weiterhin erhalten bleiben als Gotteshäuser, Orte des Gebets „und als Zeichen der Identität“. Ihren Dank für die gute Partnerschaft zwischen Politik und Kirche verband Mikl-Leitner mit der Bitte, „gemeinsam einzutreten für unsere gemeinsamen Werte, Demokratie und Respekt“.
Kardinal Schönborn: Menschlichkeit schützt vor Radikalisierung
Kardinal Schönborn, den die Landeshauptfrau für seine Verdienste um Kirche und Gesellschaft würdigte, wies in seinen Dankesworten auf den religiösen Pluralismus in Österreich hin. Diese Situation sollte dazu führen, „dass wir Allianzen mit den guten Kräften in der Gesellschaft und mit anderen Religionen suchen“. Der Wiener Erzbischof plädierte für gute Nachbarschaft und menschlichen Umgang miteinander – gerade auch im Umgang mit muslimischen Mitbewohnern. Dies ist seiner Überzeugung nach die beste Prävention gegenüber einem radikalisierten politischen Islamismus. Das Miteinander müsse in einer pluralistischen Gesellschaft an erster Stelle stehen, sagte der Kardinal.
Europa befinde sich wirtschaftlich und politisch „im Sinkflug“. Es sei aber verfehlt, darauf mit Resignation zu reagieren. Besser wäre eine Besinnung auf jene Werte, die Europa prägten. Und – so der Rat des Kardinals: „Wir sollten die Realität ernst nehmen und unser Kleiner-Werden mit Bescheidenheit und Zuversicht annehmen.“ Abschließend richtete er seinen Dank an das Land Niederösterreich und kündigte an, seinen Zweitwohnsitz in Retz (NÖ) nach seiner Emeritierung behalten zu wollen.
Superintendent Simmer: Innere Berührtheit lässt sich nicht verordnen
Auch der evangelisch-lutherische Superintendent Michael Simmer, den die Landeshauptfrau erstmals in dieser Runde begrüßte, dankte für die gute Zusammenarbeit und hohe Wertschätzung der Evangelischen Kirche seitens des Landes Niederösterreich. Der Superintendent, der im September sein Leitungsamt angetreten hatte, ging ebenfalls auf das Hochwasser ein, das Niederösterreich so verheerend getroffen hatte. Dabei erinnerte er an den beeindruckenden Festakt für die Helferinnen und Helfer am 15. November in St. Pölten. Sich in Not für andere einzusetzen sei für viele eine Herzensangelegenheit und auch innere moralische Verpflichtung gewesen. „Ich glaube, dass diese Form der Gemeinschaft nicht verordnet oder durchgesetzt werden kann“, sagte der Superintendent und zitierte in diesem Zusammenhang das bekannte Böckenförde-Diktum: „Es war spürbar, dass der freiheitliche säkulare Staat von Voraussetzungen lebt, die er selbst nicht garantieren kann.“ Eine innere Berührtheit lasse sich nicht von außen auferlegen. Die christliche Botschaft sei für den Menschen existentiell, zeigte sich Simmer überzeugt, „und wir müssen plausibel darüber kommunizieren“.