Macht teilen
Maria Katharina über gleiche Rechte für Frauen und Männer
Morgen jährt es sich zum 100. Mal, dass der internationale Frauentag alljährlich am 8. März begangen wird. Seine Wurzeln reichen freilich weiter zurück. In die USA der Jahre 1857 und 1908, als Arbeiterinnen in den Textilfabriken gegen Hungerlöhne und Kinderarbeit streikten. Am 19. März 1911 wurde erstmals international zu einem „Ehrentag“ der Frauen aufgerufen. Zur Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen kam die nach Wahlrecht und politischer Teilhabe.
In den Jahren nach dem ersten Weltkrieg wurden auch in der Evangelischen Kirche in Österreich die ersten Rufe nach Gleichstellung laut. 1965 war es so weit. Frauen konnten Pfarrerinnen werden. Allerdings nur, wenn sie unverheiratet waren. Das änderte sich erst 1980. Seit damals sind Frauen voll gleichgestellt, können auch zur Superintendentin oder Bischöfin gewählt werden. Für evangelische Pfarrgemeinden ist es heute selbstverständlich, dass Frauen auf der Kanzel und am Altar stehen.
Das fordern dieser Tage, ausgehend von Deutschland, Frauen auch für die römisch-katholische Kirche medienwirksam ein. „In unserer Kirche haben alle Menschen Zugang zu allen Ämtern. Denn Menschenrechte garantieren allen Menschen gleiche Rechte“, lautet die erste von sieben Thesen, die Vertreterinnen der Reforminitiative Maria 2.0 an Kirchentüren schlugen. Maria 2.0 will überkommene Machtstrukturen verändern. Macht soll geteilt werden.
Wenn Frauen die Macht-Frage stellen, wird das gerade in Kirchen und Religionsgemeinschaften mitunter als anstößig empfunden. Herlinde Pissarek-Hudelist, die erste Frau mit einer Professur in katholischer Theologie in Österreich, hat es Anfang der 1990er Jahre auf den Punkt gebracht: Männer würden betonen, beim Priesteramt gehe es ums Dienen. Wenn Frauen Zugang zum Amt fordern, würden sie ihnen vorwerfen, es gehe ihnen um Macht. Sie frage sich: Worum geht es denn nun? Um dienen oder um Macht?
Es geht um beides, denke ich. Macht, die geteilt wird, dient. Sie dient der Gestaltung des Zusammenlebens in Kirchen wie in der Gesellschaft. Und zwar so, dass jeder Mensch das Recht, die Freiheit und die Möglichkeit, das zu tun, wofür sie oder er brennt. Jenseits von Geschlechterrollen. Dafür braucht es freilich auch faire Einkommen und soziale Sicherheit. Heute wie vor 100 Jahren.