Körtner: Politische Ethik ist mehr als Verhaltenskodex für Politiker*innen

 
von Evangelischer Pressedienst

Warnung vor „moralischer Erregung“ in politischer Debatte

Wien (epdÖ) – Die gegenwärtige politische Krise im Land werde „unterschätzt, wenn man sie auf individuelles Fehlverhalten oder die Forderung nach persönlichen Entschuldigungen reduziert“, meint der evangelische Theologe und Ethiker Ulrich Körtner. In einem Gastkommentar für die Wiener Zeitung (Mittwoch, 20. Oktober), schreibt Körtner: „Politische Ethik erschöpft sich eben nicht in der Aufstellung von Verhaltenskodizes für Politiker und Politikerinnen.“ Vielmehr müsse sie sich der „Zukunft der repräsentativen Demokratie, neuen Formen der Partizipation, Phänomenen des Populismus sowie der aktuellen und künftigen Rolle der Parteien“ widmen. Korruption lasse sich nicht nur mit strengeren Gesetzen oder konsequenter Strafverfolgung bekämpfen. „Zur Implementierung einer korruptionsresistenten Kultur bedarf es auch praxisorientierter und verpflichtender Ethikmodule in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Beamten und Beamtinnen, in der Verwaltung wie in der Polizei, und das auf allen Ebenen von Gemeinden, Ländern und Bund.“ Ethik sei dabei nicht mit der „moralischen Erregung“ gleichzusetzen, in die eine „gereizte Gesellschaft“ immer wieder verfalle: „Ethik ist zwar selbst moralhaltig, aber als kritische Theorie der Moral, ihrer Begründungen und ihrer Ambivalenzen von der Moral zu unterscheiden.“

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