Körtner: „Mantra, es würde keine Impfpflicht geben, war ein Fehler“
Ethiker ortet „Vertrauenskrise“ und fordert mehr „Gemeinsinn“
Wien (epdÖ) – Die Coronapandemie habe zu einer „tiefgreifenden Vertrauenskrise“ geführt, die alle Bereiche der Gesellschaft erfasse: Das hat der Wiener evangelische Theologe und Ethiker Ulrich Körtner in einem Gastkommentar für das Magazin „News“ (Ausgabe 38/2021) betont. Besonders gelte das beim Thema Impfen. Dort herrsche zwischen Geimpften und Ungeimpften „teilweise wechselseitiges Misstrauen und Unverständnis“. Eine wesentliche Ursache dafür seien Kommunikationsfehler der Politik. Verlautbarungen seien oft widersprüchlich oder nicht umsetzbar. Ein Fehler sei es auch gewesen, von vornherein zu betonen, dass es nicht zu einer Impfpflicht kommen werde: „Das Mantra, es würde nie für irgendwen eine Impfpflicht geben, war ein politischer Fehler. Alle Schritte, die jetzt gesetzt werden, um eine Impfpflicht auf indirektem Weg einzuführen – Stichwort 1-G- oder 2-G-Regel – liefern Impfgegnern weitere Munition.“ Die politisch Verantwortlichen müssten stärker „an einem Strang ziehen“ und Partei- oder Gruppeninteressen zum Wohle der Allgemeinheit hintanstellen: „So altmodisch es klingen mag: Wir brauchen wieder mehr Gemeinsinn.“
Körtners Beitrag ist Teil einer Sammlung von Gastkommentaren, die sich in der aktuellen „News“-Ausgabe der Impfproblematik widmen. Unter den weiteren Gastautoren und -autorinnen finden sich unter anderem Bundespräsident Alexander Van der Bellen, die Philosophin Lisz Hirn, der Schriftsteller Michael Köhlmeier oder Ö3-Moderator Robert Kratky.