Kirchenvertreter*innen fordern bei Klimastreik entschlossenes Vorgehen gegen Krise
Achter weltweiter Protesttag am 24. September
Wien (epdÖ) – Zum entschlossenen Vorgehen gegen die Klimakrise und die aus ihr resultierenden Folgen für die künftigen Generationen haben auch Vertreterinnen und Vertreter von Kirchen und Religionsgemeinschaften im Zuge der „Fridays for Future“-Klimaproteste aufgerufen. In Wien schloss sich das Bündnis „Religions for Future“ am Freitag, 24. September, vor der St. Johann-Nepomuk-Kirche in der Praterstraße nach einem „Laudato si“-Gebet dem Demonstrationszug zum 8. Internationalen Klimastreik an.
„Klimaschutz und die Bewahrung der Schöpfung müssen jetzt die oberste Priorität haben“, betonte der evangelisch-reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld, denn man habe im Sommer die Folgen des „Nicht-Handelns“ bereits gesehen. „Die Überschwemmungen und Waldbrände sind nur ein Vorgeschmack dessen, was auf uns zukommt“, zeigte er sich überzeugt. Leider hätten viele noch immer nicht den Ernst der Lage erkannt. Es gelte „hier umzukehren“, neben jedem Einzelnen, sei „besonders auch die Politik gefordert“, etwas zu ändern, so Hennefeld. Initiativen wie der Klimastreik seien wichtig, um in dieser Hinsicht Druck aufzubauen.
„Uns ist es wichtig, als Kirchen und Religionsgemeinschaften beim Klimastreik dabei zu sein“, betonte Markus Gerhartinger, Sprecher der römisch-katholischen und evangelischen Umweltbeauftragten Österreichs, im Interview der Nachrichtenagentur Kathpress am Rande der Demonstration. „Wir leben alle auf einer Erde und wollen alle, dass diese erhalten bleibt und dass die nächsten Generationen eine lebenswerte Welt vorfinden.“ Man unterstütze die Forderungen der „Fridays-Bewegung“, wie etwa eine ökosoziale Steuerreform oder den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, fügte Gerhartinger hinzu: „Es muss für die Menschen in Zukunft leichter werden, umweltfreundlich zu leben.“
„Alle sind aufgefordert“
Für die evangelische Umweltbeauftragte Andrea Kampelmühler ist das Engagement der Kirchen bei den Klimastreiks besonders wichtig: „Alle sind aufgefordert, nach ihren Möglichkeiten ihren Beitrag zu leisten, ganz besonders natürlich die Wirtschaft und Regierungen, aber auch die Kirchen sollen etwas beitragen“, sagte Kampelmühler im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress.
„Unser Leben und die Schöpfung ist ein Geschenk Gottes und wir müssen mit diesem Geschenk achtsam umgehen“, betonte Anja Appel, Leiterin der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO). Auch in Österreich sei man schon betroffen von den Folgen der Klimakrise. „Die Religionen sind da auch in der Verantwortung, denn wir haben auch den Auftrag, unseren Glauben in politisches Wirken zu übersetzen“, zeigte sich Appel überzeugt. Notwendig sei Einsatz für Gerechtigkeit auf lokaler und globaler Ebene.
Von den schweren Auswirkungen der Klimakatastrophe auf sein Heimatland sprach bei der Schlusskundgebung des Wiener Klimastreiks am Heldenplatz auch der Büroleiter der römisch-katholischen Entwicklungshilfeorganisation „Horizont3000“ im Senegal, Ismael Ndao. An den Küsten des afrikanischen Landes gebe es Überschwemmungen und fruchtbare Böden würden versalzen, im Gegensatz dazu herrschen in manchen Landesteilen verheerende Dürren: „Die Ernte fällt aus und die Bauern können ihre Familien nicht mehr ernähren.“ Klimagerechtigkeit bedeute, dass alle endlich Verantwortung übernehmen, betonte Ndao und forderte: „Keine Ausreden mehr, wir müssen handeln!“
Im Zuge des globalen Klimastreiks fanden weltweit Kundgebungen in mehr als 80 Ländern statt, in Österreich waren Demonstrationen in 14 Städten angemeldet. Zu den zentralen Forderungen der „Fridays for Future“-Klimaprotestbewegung zählen unter anderem die Einhaltung des 1,5 Grad-Ziels, die Umsetzung der Maßnahmen des Klima- und ökologischen Notstands oder die Umsetzung eines klimagerechten Gesellschaftsvertrags. An der Kundgebung in Wien nahmen je nach Schätzung 5.000 bis 20.000 Personen teil.