Islamische Glaubensgemeinschaft feierte 40-jähriges Bestehen
Vural: Islam mit „österreichischem, europäischem, wienerischem Gesicht“
Wien (epdÖ) – Mit einem Festakt und unter Teilnahme hochrangiger Vertreter von Staat, Religionsgemeinschaften und Gesellschaft, hat die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) am Sonntagnachmittag, 18. November, in Wien den 40. Jahrestag ihrer Gründung als Körperschaft öffentlichen Rechts gefeiert. Die zweitgrößte staatlich anerkannte Religionsgesellschaft zählt heute rund 500.000 Mitglieder. An dem Festakt im Wiener Rathaus nahmen u.a. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bürgermeister Michael Ludwig und zahlreiche Vertreter aus den Religionsgemeinschaften teil. Darunter waren unter anderen der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Thomas Hennefeld, der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka, der römisch-katholische Weihbischof Franz Scharl, der Wiener evangelische Superintendent Matthias Geist, der altkatholische Bischof Heinz Lederleitner, Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister, der griechisch-orthodoxe Militärseelsorger Alexander Lapin, der Präsident der buddhistischen Religionsgesellschaft, Gerhard Weißgrab, sowie Kultus- und Außenminister Alexander Schallenberg.
Vural: „Islam mit österreichischem Gesicht“
Der Präsident der IGGÖ, Ümit Vural, betonte, dass der Islam heute eine in Österreich heimische Religion sei. Die gesetzliche Anerkennung der IGGÖ vor 40 Jahren sei ein „Privileg, um das uns viele Muslime im Ausland beneiden“ und eine „Qualitätsidee altösterreichischer Prägung“, unterstrich Vural. Heute gelte es, manch in den letzten Jahren aufgerissene Gräben wieder zuzuschütten, denn: Es gebe auch Diskriminierung von Muslimen und einen „antiislamischen Rassismus“ in der Gesellschaft: „Ich bin angetreten vor einem Jahr, um den Islam in Österreich ein europäisches, österreichisches und wienerisches Gesicht zu geben“ und um so das vorherrschende Zerrbild von Muslimen zu korrigieren, strich Vural heraus. Freiheit, Demokratie, Religionsfreiheit und Selbstbestimmung seien Werte, die die Muslime leben und stärken wollten.
Van der Bellen: Muslime nicht das „ewig Fremde“ in Österreich
Bundespräsident Van der Bellen erinnerte in seiner Ansprache an das eigentliche Datum, das Jahr 1912, auf dem das positive Verhältnis zwischen Staat und Muslimen in Österreich basiere: Es war dies das Datum der Verabschiedung des Islamgesetzes, durch das der Islam in der Donaumonarchie anerkannt wurde und wodurch Österreich eine Pionierrolle im Umgang mit dem Islam eingenommen habe. 107 Jahre später sei es nun „an der Zeit, Muslime und Musliminnen nicht als das ewig Fremde in Österreich anzusehen“, appellierte der Bundespräsident. Heute gelte es zu erkennen, dass eine Verfassung und ein liberaler Rechtsstaat allein nicht ausreichen, um das Zusammenleben positiv zu gestalten: Den Religionen komme als „wichtige Stimme in der Gesellschaft“ eine wichtige Funktion zu.
Ludwig: „Vorzeigeprojekt“ Campus der Religionen
Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig erinnerte in seiner Ansprache daran, dass vor 40 Jahren nicht nur die IGGÖ anerkannt wurde, sondern auch die erste Moschee in Wien auf der Donauinsel „mit Minarett“ errichtet wurde. Sorge und Ängste löse heute in der Bevölkerung nicht die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich aus, sondern Konflikte im Ausland, so Ludwig. Leider versuchten jedoch Kräfte in Österreich die Vorurteile gegenüber Muslime zu schüren. „Ich werde allen Versuchen von Rassismus und Islamfeindlichkeit in Wien eine Absage erteilen“, unterstrich Ludwig. Als ein „Vorzeigeprojekt“ für gelingende Kooperation und Zusammenleben bezeichnete Ludwig den geplanten „Campus der Religion“ in der Seestadt Aspern, an dem sich auch die IGGÖ beteiligt. In der Bundeshauptstadt leben rund 300.000 der insgesamt rund 500.000 Muslime in Österreich.
Die Feier begann mit einer Koranrezitation und der Präsentation eines Imagefilmes. Darin wird IGGÖ-Präsident Vural mit den Worten zitiert: „Einheit in Vielfalt. Stärke im Zusammenhalt. Der österreichische Weg zu einer europäischen muslimischen Identität“.