Im Gespräch – „Was treibt Dich an?“

Julia Schnizlein über die Motive unseres Handelns

 
von Evangelischer Pressedienst
  "Wes Geistes Kind bin ich? Sehe ich nur das Dunkle in meinem Leben, die Kränkungen, die Enttäuschungen? Oder wage ich es, zu hoffen und zu leben und zu lieben?" Foto: pxhere
"Wes Geistes Kind bin ich? Sehe ich nur das Dunkle in meinem Leben, die Kränkungen, die Enttäuschungen? Oder wage ich es, zu hoffen und zu leben und zu lieben?" Foto: pxhere

Julia Schnizlein über die Motive unseres Handelns

Manchmal braucht es  eine Villa auf Ibiza, versteckte Kameras und reichlich Alkohol, um zu erkennen, wes Geistes Kind jemand ist. Manchmal reicht es auch, einfach hinzusehen und hinzuhören. Und zu fragen: Was treibt Dich an? Welche Motive bestimmen Dein Handeln? Welche Haltung hast Du dem Leben gegenüber? Um diese Grundsatzfragen geht es heute, an Pfingsten, dem Tag, an dem der Heilige Geist über Jesu Jünger kam – und damit zu uns.

Das Neue Testament unterscheidet vor allem zwei Geisteshaltungen – die fleischliche und die geistliche. Die eine zerstört Leben, die andere ermöglicht Leben. Luther nannte einen Menschen, der „fleischlich“ denkt, einen „in sich selbst verkrümmten Menschen“. Dieser Mensch kennt vor allem sich selbst, seinen Vorteil und seine Interessen. Die Wünsche, Fragen und Ideen der anderen spielen keine Rolle. Andere Menschen sind nur Spielbälle des eigenen Ego-Trips.

Auch wenn der Bezug zu sich selbst grundsätzlich lebensnotwendig ist, so lebenszerstörerisch ist er, wenn er zum alleinigen Prinzip wird.

Umso wichtiger ist daher auch die Gegenspielerin, die geistliche Haltung. Sie ist konstruktiv und lebensbejahend. Sie ist skeptisch und barmherzig. Skeptisch gegenüber den eigenen Motiven, barmherzig gegenüber eigenen Fehlern. Sie ist dort, wo wir aufhören, uns nur um uns selbst zu drehen. Dort, wo wir es wagen, uns auf andere einzulassen und anderen zu vertrauen. Sie ist dort, wo wir anderen zuhören, ohne an unseren eigenen Vorteil zu denken. Sie ist dort, wo wir Vorurteile und Rachegelüste überwinden und über uns hinauswachsen.

Diese Haltung ist kein Privileg von Christen. Aber wir Christen glauben, dass sie sich aus dem Heiligen Geist speist. Daher ist Pfingsten ein so wichtiges Fest – nicht nur für Christen. Pfingsten fordert uns alle auf, uns selbst zu fragen: Wes Geistes Kind bin ich? Ist es der Geist des Wohlstandsdenkens, der Unbeweglichkeit, des schönen Scheins? Oder ist es der Geist des Herrn Jesus Christus? Der Geist dessen, dem das Wohl der anderen über alles ging? Der Dinge möglich werden ließ, die vorher undenkbar waren. Der Menschen nicht nach ihrem Äußeren beurteilte.

Wes Geistes Kind bin ich? Habe ich den Mut, für andere einzutreten und Unrecht beim Namen zu nennen? Oder schweige ich lieber? Habe ich die Kraft, mich nicht an die Zerstörung unserer Welt zu gewöhnen und soziale Ungerechtigkeit nicht als unabwendbar zu empfinden? Oder rede ich mir ein: Ich kann ja doch nichts ändern?

Wes Geistes Kind bin ich? Lasse ich mich von Problemen überwältigen? Sehe ich nur das Dunkle in meinem Leben, die Kränkungen, die Enttäuschungen? Oder wage ich es, zu hoffen und zu leben und zu lieben?

Wes Geistes Kind bist du?

Julia Schnizlein, MA ist Vikarin in Wien-Währing. Kontakt: *protected email*

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