Im Gespräch – „Gott macht keine Deals“
Julia Schnizlein über Gebet und Unbestechlichkeit
Julia Schnizlein über Gebet und Unbestechlichkeit
„Warum sprechen wir eigentlich immer nur von einem Pakt mit dem Teufel“?, fragte neulich ein Schüler. „Warum hören wir in der Literatur oder in der Geschichte nie von einem ‚Pakt mit Gott‘?“ Das ist so eine jener Fragen, die wir uns als Erwachsene kaum noch stellen. Die aus Kindesmund so ungefiltert heraussprudeln und uns Große in unserem Alltag und unserem Selbstverständnis herausfordern.
Ich musste also erst mal durchatmen, kurz nachdenken und antwortete: „Wir hören so selten von einem ‚Pakt mit Gott‘, weil die Sache mit Gott oft kompliziert ist. Der Teufel ist einer, der immer einfache Lösungen hat. Beim Teufel ist alles schwarz oder weiß. Gib mir Deine Seele und ich verspreche Dir, was immer Du wünschst: Reichtum, Macht, Einfluss, Ansehen, Liebe, Glück … Auf solche Deals lässt Gott sich nicht ein. Gott folgt keiner einfachen Logik.“
Dabei sind einfache Versprechen grundsätzlich verlockend. Und gerade in Zeiten, in denen sich so viele Menschen nach Orientierung, nach Einfachheit und klaren Ansagen sehnen, wittern die Mephistos Morgenluft. Einfache Versprechen sind eine beliebte und bewährte Methode im Seelen- oder im Stimmenfang. Natürlich auch im Wahlkampf: Gib mir deine Stimme, dann wird alles besser!
Tatsächlich sollten uns solche Versprechen, solche Deals misstrauisch machen. Denn so einfach, so schwarz und weiß, wie es der Teufel uns glauben machen will, ist die Welt eben nicht.
Natürlich können und sollen wir auch Gott um etwas bitten. Jesus selbst fordert uns auf zu beten. Bei Gott anzuklopfen. Lästig zu sein. Aber nirgends sagt Jesus, dass wir Gott etwas dafür anbieten müssten. Gott macht keine Deals. Es wäre vermessen zu glauben, dass wir Gott irgendwie bestechen, bezirzen oder umgarnen könnten. Wir können ihm nichts bieten, als unseren Dank. Das ist schwer zu begreifen, aber so ist die Sache mit Gott nun mal. Sie ist kompliziert.
Dazu kommt, dass Gott uns eben nicht immer das gibt, was WIR uns wünschen. Das, was wir für Glück halten. Oder das, was die Gesellschaft gerade unter einem gelungen Leben versteht. Manchmal bekommen wir das genaue Gegenteil. „Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.“
Mit Gott ein Bündnis einzugehen heißt, zu vertrauen. Blind zu vertrauen, dass er es gut mit uns meint und gut macht. Dass er an unserer Seite ist, wenn uns das Wasser bis zum Hals steht. Dass er uns trägt, wenn wir sprichwörtlich durch die Hölle gehen. Mit Gott einen Pakt einzugehen heißt auch, letztendlich auf das zu hoffen, was Oscar Wilde so pointiert formuliert hat: „Am Ende wird alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.“ Vielleicht ist die Sache mit Gott also doch ganz einfach.