Im Elend geboren

 
von Evangelischer Pressedienst

Michael Chalupka erzählt Geschichten aus Lesbos und Betlehem

Längst sind es keine Bilder mehr. Sondern es ist die verstörenden Wirklichkeit der Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln, dass Kinder, Babys in verschlammten Zelten liegen, in denen des Nachts die Ratten umher schleichen. In Österreich löst das viel Mitgefühl und Solidarität aus. Viele wären bereit zu helfen und Menschen aus dem Elend aufzunehmen. Doch es gibt auch die, die meinen: „Hätten sie doch in dem Dreck und Elend keine Kinder bekommen.“ Ihnen möchte ich eine Geschichte erzählen.

Zwei Frauen aus dem Nahen Osten trafen sich an einem unwirtlichen Ort. Beide waren schwanger. Als sie das bemerkten, fielen sie sich um den Hals. Da „hüpfte das Kind in ihrem Leibe“, so begeistert waren sie. „Gesegnet bist Du, unter den Frauen“, brach es aus Elisabeth heraus. So hieß die eine, die andere hieß Maria. Sie lebten im Elend, aber das sich regende Leben gab Ihnen die Hoffnung auf Zukunft, dass die Welt nicht so bleiben müsse, wie sie ist.

Das Göttliche ist mitten im Alltag und zeigt sich beim Werden eines Kindes. Einst und jetzt und auch in Zukunft. Elisabeth wusste, der Advent hat begonnen, die Zeit der Erwartung des Wunderbaren. Ich bin froh, dass Maria den Stimmen, die es sicher auch damals gab, die ihr einflüsterten „was willst Du ein Kind, du bist nicht verheiratet und lebst im Elend“, nicht nachgegeben hat. Jesus wurde geboren, im Stall unter Tieren. Da waren wohl auch die Ratten nicht fern.

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